50 GB Datenvolumen für mobiles Surfen und das für lediglich 35€? Klingt wie ein Traum, aber er kann wahr werden. Vorausgesetzt du ziehst einen Umzug nach Finnland in Betracht. Möchtest Du lieber in Deutschland bleiben, bekommst du für das gleiche Geld steinzeitliche 1 GB Datenvolumen. Danach setzt gewöhnlich die Drossel ein. Videostreaming, aufwendige Multimedia Inhalte und vieles andere mehr sind in Deutschland ein teurer Spaß.

Und das Schlimme ist, fast überall in Europa ist mobiles Surfen deutlich billiger, als in Deutschland. Nur den Belgiern, Ungarn, Griechen, Zyprioten und Bulgaren geht es in Bezug auf mobiles Datenvolumen noch schlechter als uns. Allerdings schreiben diese Länder sich auch nicht so auf die Fahnen High Tech Standorte zu sein. Die deutsche Politik wird allerdings nicht müde zu betonen, wie wichtig doch Hochgeschwindigkeitsnetze auch und gerade im mobilen Bereich für den Hochtechnologie Standort Deutschland seien.

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Mobiles Internet – dank frühzeitiger Drossel auf Steinzeitniveau

Dass durch hochpreisige mobile Datenverbindungen und mobile Flatrates, die den Namen Flatrate nicht verdienen, allerdings vieles verhindert wird, das wird oft vergessen. Wer in Deutschland möchte schon die vielen Errungenschaften nutzen, wenn er sich dabei „arm surft“? Nehmen wir nur als Beispiel die Streaming Apps (z.B. Persicope) mit denen man selbst Live Videostreams per Smartphone ins Web senden kann. Bei Nutzung einer solchen App, ist das eigene Datenvolumen innerhalb von Minuten aufgebraucht. Welcher deutsche Entwickler käme auf die Idee eine solche App für den deutschen Markt zu entwickeln, wenn sie eh niemand vernünftig nutzen kann und sie auch nicht nutzen würde?

Der Milliarden Wahnsinn mit den Frequenzen

Die hohen Preise in Deutschland rühren natürlich noch von den Versteigerungen der UMTS Lizenzen im Jahr 2000 her. Hier lagen die Kosten im zweistelligen Milliarden Bereich. In keinem anderen Land wurde soviel für die Lizenzen gezahlt, wie in Deutschland. Und auch 2010, als es um die LTE Frequenzen ging, zahlten die  großen Provider E-Plus, Vodafone, Telefónica und Deutschen Telekom schlappe 4,38 Milliarden Euro. In die nächste Versteigerung, die der 700Mhz Frequenzen, findet noch dieses Jahr statt. All das treibt die Preise natürlich in die Höhe. Denn die Provider wollen ja ihr Geld wieder reinholen. Zwar sollen die 700 Mhz Frequenzen flächendeckend mobile Datenverbindungen bis 50Mb/s ermöglichen, aber bei der aktuellen Preispolitik der Provider, wird das wohl für den Kunden kein billiges Vergnügen. Und warum dieser Wahnsinn nur in Deutschland stattfindet? Gute Frage!

Eigentlich müsste hier die Politik einschreiten. Tut sie aber nicht! Denn erstens lässt sich durch solche Milliarden Versteigerungen vorzüglich der Bundeshaushalt sanieren und zweitens gebe es auf dem Mobilfunkmarkt ja genügend Konkurrenz, damit sich die Mobilfunkpreise von selbst regulieren. Und genau das tun sie ja nicht! Zumindest nicht auf einem verträglichen Niveau.

Andreas

IT Spezialist, Blogger und Hesse. > Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem. Wenn bereits der Ansatz falsch ist, so führt strenge Logik unweigerlich zum falschen Ergebnis. Nur Unlogik gibt Dir jetzt noch die Chance, wenigstens zufällig richtig zu liegen.

3 Antworten

  1. Lars sagt:

    50GB für 35€ ist echt krass. Ich frag mich wie das kommt, dass hier schon recht früh gedrosselt wird und in Finnland dann 50GB möglich sind. Dachte unsere Netzinfrastruktur wäre relativ gut, aber gegen die Finnen ist das wohl nichts.

  1. 4. Juni 2015

    […] und rückständig Deutschland ist, was Hight Tech und Internet angeht. Wir sind ja auch im Bereich mobiles Internet im internationalen Vergleich Schlusslicht. Und mit dieser Politik wird sich das in absehbarer Zeit […]

  2. 11. Juni 2015

    […] Hintergründe dürften klar sein. Zum einen ist mobiles Internet fast nirgendwo sonst so teuer, wie in Deutschland. Und zum anderen dürfte die sehr geringe Verbreitung öffentlicher WLAN […]