Umgangssprachlich wird der Radial Wellendichtring auch als Simmerring bezeichnet. Diese Bezeichnung des Namens stammt von seinem Erfinder, dem österreichischen Ingenieur und späteren Professor Walther Simmer. Aber was genau macht den Simmerring zu etwas Besonderem? Seit wann gibt es ihn und was steckt hinter der Erfolgsgeschichte?

Die Entstehung des Simmerrings

Entwickelt wurde der Simmerring 1929 vom österreichischen Ingenieur Walther Simmer. 1919 begann er in Weinheim bei der Lederfabrik Carl Freudenberg zu arbeiten. Dort war er zum Teil an der Entwicklung einer Lederspaltmaschine beteiligt. Das Leder wurde im Vorhinein mit einer Salzlauge bearbeitet, doch das wirkte sich negativ auf das Kugellager der Maschine aus. Die Abdichtungen damals bestanden noch aus Filzringen, diese funktionierten als Dichtungsringe sehr schlecht und einige Maschinen wurden durch mangelhafte Abdichtungen zerstört. Es gab bereits Lederdichtringe, aber diese mussten aus den USA importiert werden.

Das war als finanzielle Belastung für das Unternehmen nicht tragbar. Walther Simmer testete verschiedene Materialien und mit Chromleder gelang ihm der Versuch. Dieses Chromleder befand sich in einem Manschettenring, eingebettet in ein Blechgehäuse. Mit einer Schraubzugfeder wurde dieser dann gegen die Arbeitswelle der Maschine gedrückt. Mit dieser Methode erreichte man dann genügend Dichtigkeit und Standzeit. 1929 wurde dann die erste Version dieser Ringe hergestellt und mithilfe einer speziellen Behandlung des Chromleders wurde die Entwicklung weiter verbessert.

Einsatzgebiete für den Simmerring

Die Erfindung von Simmer setzte sich schnell in der Autoindustrie durch. Ölspuren von geparkten Autos waren somit Geschichte. Mit dem Werkstoff Buna wurde das Chromleder dann 1936 ersetzt, um die Simmerringe weiter zu verbessern. Nach zwei Jahren wurde dann der Werkstoff Perbunan eingesetzt. An dem Dichtungsring wurde immer weiter gearbeitet. Auch Walther Simmer selbst war lange am Verarbeitungs- und Verbesserungsprozess beteiligt. Kautschuk war dann für die Firma der beste Stoff, da dieser dann auch den Produktionsaufwand um vier Fünftel reduzierte. Auch heute wird der Simmerring noch in der Automobilindustrie verwendet. Das Einsatzgebiet hat sich seither natürlich erweitert. Man findet den Dichtungsring daher in den unterschiedlichsten Industriebereichen und er wird für die unterschiedlichsten Anwendungen genutzt.

Simmerring und Radial Wellendichtringe – Gibt es einen Unterschied?

Der Simmerring war eine Errungenschaft für die Technik und veränderte die Welt der Dichtungsringe maßgeblich. Diese Art der Dichtungsringe wurde daher nach dem Erfinder benannt und sie waren lange Zeit als „Simmerringe“ bekannt. Später wurde dieser in die DIN 3760 aufgenommen und die Bezeichnung wurde auf „Radial-Wellendichtring“ umbenannt. Das bedeutet, dass es zwischen den Simmerringen und den Radial Wellendichtringen keinen Unterschied gibt, im Gegenteil, die beiden Begriffe werden immer noch synonym zueinander verwendet. Natürlich hat sich der ursprüngliche Simmerring weiterentwickelt, er ist also mit der Zeit gegangen. So hat sich auch das Dichtlippenprofil ideal optimiert, was zu mehr Zuverlässigkeit und Haltbarkeit geführt hat.

Damit der Simmerring im Betrieb optimal funktionieren kann, muss dieser natürlich auch auf die Betriebsbedingungen abgestimmt sein. Daher sollte man auf Folgendes achten: Durchmesser und Drehzahl der Welle müssen zum Medium passen. Außerdem darf der Ring nur bei Temperaturen eingesetzt werden, für welche er ausgelegt ist. Das Gleiche gilt für den Druck, sonst wird der Ring oder die Maschine beschädigt. Die Dichtlippe wird an den Schmutzanfall von außen und innen angepasst. Zudem muss der Ring die richtige Beschichtung besitzen, um Schmieröle, -fette und andere Stoffe besser zu vertragen.

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