Das Linzer Softwareunternehmen MIC sorgt internationalen Handel für Aufsehen. Der Grund ist eine neue KI-Lösung. Mit dem Tool verändert sich nicht nur die Art, wie Zalando seine Exportprozesse abwickelt, sondern es wird auch die Dauer der Zolltarifierung stark verkürzt.
KI macht Exportprozesse schneller

MIC, ein IT-Unternehmen mit Sitz in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz, hat eine technologische Neuerung präsentiert, die für den bekannten Onlinehändler Zalando einen bedeutenden Fortschritt im Exportmanagement darstellt. Denn der deutsche Mode- und E-Commerce-Riese, der über 51 Millionen Kunden betreut und Tag für Tag bis zu 1,5 Millionen Ausfuhrpositionen in Länder meldet, die außerhalb der EU liegen, sieht sich seit Jahren mit dem immer größer werdenden administrativen Aufwand der internationalen Warenbewegung konfrontiert.
Besonders die korrekte Zolltarifierung, also die Einreihung jedes einzelnen Artikels in die länderspezifischen Zollkataloge, ist besonders komplex. Für jedes Produkt müssen nämlich die passenden Zolltarifnummern gefunden werden. Diese bilden in weiterer Folge die Basis für die Berechnung von Abgaben und die Einhaltung handelspolitischer Vorgaben, die sich regelmäßig ändern.
Damit die Herausforderungen effizienter bewältigt werden können, hat Zalando bereits frühzeitig Systeme des Linzer Unternehmens MIC eingesetzt. MIC, das im Jahr 1988 als Familienbetrieb in Linz gegründet wurde, zählt heute mit mehr als 1.000 Kunden in 55 Ländern und einem Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro zu den weltweit führenden Anbietern von Zoll- und Exportkontrollsoftware. Rund 560 Mitarbeiter aus 45 Nationen, ein großer Teil davon in Linz, entwickeln Lösungen, die vor allem in Branchen wie Automobilindustrie, Maschinenbau, Elektronik, Textil oder Pharma sowie im globalen E-Commerce zum Einsatz kommen. Neben Standorten in Wien und Salzburg gibt es auch Niederlassungen in Deutschland, Belgien, in der Schweiz, in den USA sowie auch in Mexiko, Thailand und Indien.
Zalando setzt KI-System im Echtbetrieb ein
Vor diesem Hintergrund hat sich Zalando dafür entschieden, den Automatisierungsgrad seiner Zoll- und Compliance-Prozesse weiter auszubauen und dafür das neu von MIC entwickelte KI-Tool, den sogenannten AI-Classifier, einzusetzen. Das System wurde inzwischen vollständig in den operativen Betrieb integriert und hat die Abläufe spürbar verändert. Die Technologie analysiert die Artikelinformationen mithilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen und ordnet dann die entsprechenden Zolltarifnummern mit deutlich weniger menschlichem Aufwand zu.
Die KI kommt in verschiedenen Branchen zum Einsatz. Anfangs wurde die KI vor allem im Bereich Gaming eingesetzt, mit der Zeit dann auch im Glücksspielbereich. Die besten Casinos in Deutschland setzen ebenfalls auf KI, sodass das Spielerlebnis verbessert werden kann. Vor allem überprüft die KI mitunter auch, wie es um das Spielverhalten bestellt ist und schlägt Alarm, wenn es hier zu Ungereimtheiten kommt. Aber auch im Bereich Text- und Bilderstellung sowie beim Verarbeiten von Daten ist die KI ein fester Bestandteil geworden.
Rainer Roll, CCO und Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens, beschreibt die Wirkung der Lösung mit folgenden Worten: „Zalando tarifiert jeden Monat bis zu 540.000 unterschiedliche Artikel. Jeder einzelne Artikel muss den gesetzlichen Zollvorgaben entsprechend im Zolltarif des jeweiligen Landes eingereiht werden. Vor der Einführung unseres Tools, dem sogenannten AI-Classifier, war dies mit einem erheblichen manuellen Aufwand verbunden. Durch den Einsatz unserer KI-basierten Technologie konnte die Bearbeitungszeit für die Zolltarifierung bei Zalando um durchschnittlich 71 Prozent reduziert werden.“
Dank der neuen Effizienz ist es Zalando nun möglich, dass nun mit demselben Team das geplante Wachstum auf bis zu 1,3 Millionen Artikeltarifierungen monatlich abgewickelt werden kann. Gleichzeitig entsteht auch mehr Freiraum für Tätigkeiten, die eine zusätzliche Wertschöpfung bringen. Beispielsweise im Bereich der Qualitätssicherung oder der operativen Prozessoptimierung. Damit verschiebt sich der Fokus des Teams weg von zeitintensiven Routinetätigkeiten in Richtung strategischeren Aufgaben.
Präzision sorgt für klare Wettbewerbsvorteile
Für international tätige Unternehmen ist die richtige Zolltarifierung nicht nur ein verpflichtender Teil des Warenverkehrs, sondern auch ein zentrales Element, damit Verzögerungen an Grenzen, finanzielle Sanktionen und Compliance-Risiken vermieden werden können. Vor allem im globalen E-Commerce kann eine fehlerhafte Einreihung von Produkten im schlimmsten Fall zu Lieferstopps oder zu sehr hohen Strafen führen. Mit dem KI-System, das bei Zalando im Einsatz ist, sollen genau diese Risiken minimiert werden. Die Technologie sorgt dabei nicht nur für eine höhere Geschwindigkeit, sondern auch für eine gleichbleibend hohe Qualität sowie Konsistenz der Tarifierung.
Der Einsatz der MIC-Lösung bedeutet für Zalando somit weit mehr als eine Prozessverbesserung. Mit der automatisierten präzisen Zollabwicklung kann das Unternehmen im internationalen Wettbewerb stärker werden und beschleunigt den Versand in Drittländer, zudem werden operative Kosten reduziert. Effiziente Exportprozesse gelten zunehmend als entscheidender Faktor im globalen Handel und die neue KI-Lösung aus Linz zeigt ganz klar auf, wie sehr sie zu einem strategischen Vorteil werden kann.
