Gute Nachrichten für alle, die schon ein Balkonkraftwerk haben oder eines anschaffen möchten: Ab dem 1. Dezember 2025 darfst du deine Mini-Solaranlage ganz offiziell mit einem gewöhnlichen Schuko-Stecker betreiben. Das regelt die neue Produktnorm für Steckersolargeräte, die der Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) veröffentlicht hat. Was das für dich bedeutet und welche Details du kennen solltest, erfährst du hier.
Die neue DIN VDE V 0126-95 ist da!
Nach acht Jahren intensiver Normungsarbeit, zwei veröffentlichten Entwürfen, über 1250 Einsprüchen und einem abschließenden Schlichtungsverfahren ist sie endlich da: Die DIN VDE V 0126-95:2025-12. Diese Produktnorm definiert offiziell, was Steckersolargeräte sind und welche Anforderungen sie erfüllen müssen, damit sie sicher an Hausnetze angeschlossen werden dürfen.
Die Norm ist offiziell beim VDE erhältlich und beschreibt die „Sicherheitsanforderungen und Prüfungen für laienbedienbare, steckerfertige Photovoltaik-Systeme für den Netzparallelbetrieb“. Der lange Weg zur Veröffentlichung zeigt, wie kontrovers das Thema diskutiert wurde – doch am Ende hat sich die pragmatische Lösung durchgesetzt.
Schluss mit der Unsicherheit beim Steckertyp
Jahrelang herrschte Unklarheit: Darf ich mein Balkonkraftwerk wirklich einfach in die normale Steckdose stecken? Oder brauche ich einen teuren Spezialstecker wie den Wieland-Stecker? Die nun veröffentlichte Norm beendet diese Diskussion und erlaubt den Anschluss mit einem herkömmlichen Schutzkontaktstecker – also dem Stecker, den du auch für deine Kaffeemaschine oder den Staubsauger nutzt.
Anders als übliche Photovoltaikanlagen sind die auch „Balkonkraftwerk“ genannten Anlagen so konzipiert, dass Laien sie gefahrlos anschließen können. Die Produktnorm erlaubt den Anschluss per Schuko-Stecker durch Laien für Anlagen mit bis zu 960 Watt Modulleistung und 800 Watt Anschlussleistung.
Die wichtigsten Regelungen auf einen Blick

Leistungsgrenzen für verschiedene Steckertypen
In der Norm wurde die maximal zulässige Einspeiseleistung des Wechselrichters auf 800 Watt festgelegt. Das bedeutet: Dein Wechselrichter darf maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen – egal, wie leistungsstark deine Solarpanels sind.
Bei der Modulleistung gibt es unterschiedliche Grenzen je nach Steckertyp:
- Mit Schuko-Stecker: Die Gesamtmodulleistung darf maximal 960 Watt betragen
- Mit Spezialstecker: Wird ein spezieller Energiesteckvorrichtungsstecker (SEP) oder Wieland-Stecker verwendet, sind bis zu 2000 Watt Modulleistung erlaubt
Was passiert bei höheren Leistungen?
Anlagen, die über diese Werte hinausgehen, müssen gemäß Norm durch einen Elektrofachbetrieb angeschlossen werden. Ab 2000 Watt Modulleistung enden die Sonderregelungen für Balkonkraftwerke komplett – dann handelt es sich um eine ganz gewöhnliche Photovoltaikanlage, die vom Elektriker errichtet und auch beim Netzbetreiber angemeldet werden muss.
Warum mehr Module als Wechselrichterleistung?
Du fragst dich vielleicht, warum du 960 Watt Solarmodule haben darfst, obwohl nur 800 Watt eingespeist werden dürfen? Ganz einfach: Deine Solarmodule erreichen ihre maximale Leistung nur unter idealen Bedingungen – bei strahlendem Sonnenschein im perfekten Winkel. An bewölkten Tagen, morgens oder abends liefern sie deutlich weniger. Mit der höheren Modulleistung kannst du auch bei schlechteren Bedingungen noch ordentlich Strom erzeugen und die 800 Watt Wechselrichterleistung besser ausnutzen.
Was bedeutet das für dich konkret?
Rechtssicherheit für alle
Die neue Norm schafft endlich Klarheit für Verbraucher, Händler und Produzenten. Ansgar Hinz, Vorstandsvorsitzender des VDE, betont: „Durch normkonforme und damit im Sinne der Produkthaftung sichere Geräte wird das Vertrauen in die Technik der Steckersolarsysteme am Markt deutlich gesteigert.“
Das Regelwerk enthält aber nicht nur technische Spezifikationen für Hersteller und Installateure. „Auch Endverbraucher können sich hierdurch ein klares Bild machen, was sie zu beachten haben und welche Voraussetzungen das Steckersolarsystem für einen sicheren Betrieb erfüllen sollte“, erklärt Hinz.
Endlich Klarheit für Mieter und Eigentümergemeinschaften
Die neue Norm bringt besonders Verbesserungen für Mieter und Wohnungseigentümergemeinschaften. Viele Diskussionen mit Hausverwaltungen, die bis heute teilweise auf Einspeisesteckdosen oder auf die Installation durch einen Elektrofachbetrieb beharren, können damit abgekürzt werden: Steckerfertige Erzeugungsanlagen mit Schuko-Stecker sind normgerecht.
Wenn du also zur Miete wohnst oder in einer Eigentümergemeinschaft lebst, hast du jetzt ein starkes Argument in der Hand. Die offizielle VDE-Norm bestätigt, dass der Betrieb mit Schuko-Stecker sicher und zulässig ist.
Einfache Installation ohne Elektriker
Du musst keinen teuren Elektriker mehr beauftragen, um eine Spezialsteckdose installieren zu lassen. Mit der Schuko-Variante kannst du dein Balkonkraftwerk selbst in Betrieb nehmen – einfach auspacken, aufstellen, einstecken. Natürlich solltest du trotzdem einige Sicherheitsaspekte beachten und die Anleitung des Herstellers befolgen.
Kosten sparen von Anfang an
Ohne die Pflicht zur Installation eines Wieland- oder SEP-Steckers sparst du nicht nur die Kosten für die Spezialsteckdose selbst, sondern auch die Installationskosten durch den Elektriker. Das können schnell 100 bis 200 Euro sein – Geld, das du besser in leistungsstärkere Module investieren kannst.
Der Balkonkraftwerk-Boom geht weiter
Derzeit sind rund 1,15 Millionen Steckersolargeräte mit einer Leistung von 1,14 Gigawatt (Peak) im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur gemeldet. Im Juni 2024 waren erstmals mehr als eine Million aktive Balkonkraftwerke in Deutschland verzeichnet – ein beeindruckender Meilenstein!
Die Hersteller sind optimistisch: Sie erhoffen sich durch die Rechtssicherheit einen neuen Nachfrageschub für die umweltfreundlichen Energieanlagen. Zuletzt war die installierte Leistung zwar um 15 Prozent auf 0,17 Gigawatt gestiegen, doch der Zuwachs war in der Vergangenheit schon mal größer. Mit der neuen Regelung dürfte der Markt wieder richtig Fahrt aufnehmen.
Wie viel bringt dir ein Balkonkraftwerk?
Stromerzeugung und Ersparnis
Ein 800-Watt-System an einem Süd-Balkon ohne Verschattung kann – je nach Anbringungswinkel – mit rund 550 bis 790 Kilowattstunden im Jahr rechnen. Bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde sparst du damit zwischen 220 und 316 Euro jährlich.
Natürlich erreichst du diese Werte nur, wenn du den erzeugten Strom auch wirklich selbst verbrauchst. Mit einer Mini-Solaranlage lässt sich in jedem Fall der Stand-by-Verbrauch der Elektrogeräte zu Hause (Kühlschrank, Router usw.) meistens decken. Experten gehen davon aus, dass sich bei richtiger Ausrichtung etwa 10 bis 20 Prozent der jährlichen Stromkosten einsparen lassen.
Schnelle Amortisation
Die gute Nachricht: Dank sinkender Preise und zunehmender Leistung haben sich die Ausgaben oft nach 2 bis 5 Jahren amortisiert. Wenn du bedenkst, dass Solarmodule locker 20 bis 25 Jahre halten, erzeugst du nach der Amortisationszeit jahrelang kostenlosen Strom.
Ein Rechenbeispiel: Ein 800-Watt-Komplettset kostet heute zwischen 400 und 600 Euro. Bei einer jährlichen Ersparnis von 250 Euro hast du deine Investition nach etwa 2 bis 2,5 Jahren wieder drin. In 20 Jahren sparst du so über 4.500 Euro Stromkosten!
Was ist mit Speichern?
Eine wichtige Information: Steckersolargeräte mit integriertem Energiespeicher fallen weiterhin nicht unter die neue Norm. Zunehmend kombinieren Balkonkraftwerke inzwischen kleine Akkus, doch die nun veröffentlichte Norm bezieht sich jedoch rein auf Balkonkraftwerke und gilt nicht für die sogenannten „Kleinstspeicher“.
Der Grund: Für solche Anlagen mit Speicher ist nämlich in der Regel die Installation eines Stromsensors durch einen Fachmann erforderlich. Der Sensor erkennt, wann Überschussstrom zur Speicherung bereitsteht und wann Energie für den Eigenverbrauch bereitgestellt werden soll.
Norm für Speicher in Arbeit
Der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW) begrüßt die jetzt veröffentlichte Produktnorm und verweist darauf, dass DKE/VDE auch für Kleinstspeicher in einem Arbeitskreis an einer Produktnorm arbeiten wolle. Wenn du also ein Balkonkraftwerk mit Batteriespeicher planst, brauchst du dafür vorerst weiterhin fachliche Unterstützung. Aber auch hier arbeitet der VDE bereits an entsprechenden Standards, die in Zukunft mehr Klarheit schaffen werden.
Praktische Tipps für dein Balkonkraftwerk
Optimale Ausrichtung
Um das Maximum aus deinem Balkonkraftwerk herauszuholen, solltest du auf die richtige Ausrichtung achten. Ideal ist eine Südausrichtung mit einem Neigungswinkel von 30 bis 40 Grad. Aber auch Ost- oder Westbalkone bringen noch ordentliche Erträge. Selbst bei weniger optimaler Ausrichtung lässt sich mit höherer Modulleistung (bis 960 Watt mit Schuko-Stecker) insgesamt ein guter Ertrag erzielen – besonders im Winter.
Eigenverbrauch maximieren
Je mehr von deinem selbst erzeugten Strom du direkt verbrauchst, desto besser. Nutze stromintensive Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler am besten tagsüber, wenn die Sonne scheint. Auch das Laden von E-Bikes oder Laptops während der Sonnenstunden macht Sinn.
Anmeldung nicht vergessen
Auch wenn die Installation jetzt kinderleicht ist: Ein Steckersolar-Gerät muss bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Seit dem 16. Mai 2024 wurde die Anmeldung durch das Solarpaket I erheblich vereinfacht. Du musst dein Balkonkraftwerk nicht mehr beim Netzbetreiber anmelden, sondern nur noch im Marktstammdatenregister unter www.marktstammdatenregister.de. Die Anmeldung dauert nur wenige Minuten, ist kostenlos und du musst lediglich fünf Angaben machen.
Stromzähler: Auch alte Zähler erlaubt
Eine weitere gute Nachricht: Vorübergehend sind auch die älteren Ferraris-Zähler zulässig, die bei einer Einspeisung von Solarstrom ins öffentliche Netz rückwärtslaufen können. Du musst also nicht erst auf den Austausch durch einen digitalen Zweirichtungszähler oder Smart Meter warten, sondern kannst sofort loslegen. Der Messstellenbetreiber wird deinen Zähler irgendwann austauschen – aber das kann noch einige Jahre dauern. (Kann aber auch deutlich schneller gehen)
Neue Regelungen für Mieter und WEG
Das Solarpaket I hat auch die Rechte von Mietern und Wohnungseigentümern gestärkt. Die Aufnahme von Steckersolaranlagen in den Katalog privilegierter Maßnahmen ist ein wichtiger Schritt, um Wohnungseigentümer stärker in die Energiewende einzubinden.
Bis 2024 gab es häufig Konflikte und langwierige Abstimmungen in Eigentümergemeinschaften, die die Installation von Balkonkraftwerken verzögerten oder verhinderten. Die neuen Regelungen lösen diese Probleme und schaffen rechtliche Klarheit. Vermieter sowie Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) dürfen die fachgerechte Installation von Balkonkraftwerken nicht mehr ohne triftigen Grund ablehnen.
Keine Begrenzung der Modulfläche mehr
In der Vergangenheit gab es Diskussionen, ob eine Obergrenze von 2 m² Modulfläche für Balkonkraftwerke einzuhalten ist, da größere Module als bauliche Anlage galten und somit einer Genehmigungspflicht unterlagen. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) hat diese Regelung jedoch im Jahr 2024 klargestellt: Balkonkraftwerke sind keine baulichen Anlagen im Sinne der Bauordnung, sodass die Begrenzung auf 2 m² entfällt.
Du kannst daher größere oder effizientere Module einsetzen, ohne eine Baugenehmigung beantragen zu müssen – solange du dich an die Leistungsgrenzen der Norm hältst.
Steuerliche Vorteile nutzen
Seit 2023 entfällt die Mehrwertsteuer (19 %) auf Balkonkraftwerke, Speicher und Zubehör. Das reduziert die Anschaffungskosten erheblich und macht die Investition noch attraktiver. Ein 600-Euro-Set kostet dich also tatsächlich auch nur 600 Euro – ohne versteckte Mehrwertsteuer.
Fazit: Jetzt erst recht!
Die neue VDE-Norm ist ein Meilenstein für die dezentrale Energiewende. Sie macht Balkonkraftwerke noch zugänglicher und attraktiver. Du brauchst keinen Spezialstecker mehr, kannst die Installation selbst vornehmen und sparst dabei Geld. Die Rechtssicherheit gibt dir die Gewissheit, alles richtig zu machen.
Wenn du also schon länger mit dem Gedanken spielst, dir ein Balkonkraftwerk anzuschaffen, ist jetzt der perfekte Zeitpunkt. Die Preise sind fair, die Technik ausgereift, die Bürokratie auf ein Minimum reduziert und die Norm klärt alle offenen Fragen. Und das Beste: Du leistest einen wertvollen Beitrag zur Energiewende – direkt vom Balkon aus!