Kennst du das? Du öffnest WhatsApp und dein Postfach quillt über mit unerwünschten Werbenachrichten, dubiosen Angeboten oder nervigen Marketing-Botschaften von Unternehmen, die du nie kontaktiert hast. Genau diesem Problem will WhatsApp jetzt den Kampf ansagen – mit einem cleveren Nachrichten-Limit, das Spammer ausbremst, ohne deine normalen Chats einzuschränken.
Was plant WhatsApp genau?
Meta testet aktuell eine neue Funktion, die einschränkt, wie viele Nachrichten du an Kontakte senden kannst, die nicht antworten. Das Konzept ist eigentlich ganz einfach: Jede unbeantwortete Nachricht wird auf ein monatliches Konto angerechnet. Sobald du das Limit erreichst, kannst du vorerst keine weiteren Nachrichten mehr an neue oder unbeantwortete Chats verschicken – zumindest bis zum nächsten Monat oder bis jemand dir antwortet.
Klingt erst mal drastisch, oder? Aber keine Sorge: Die Begrenzung gilt ausschließlich für Nachrichten an Personen, die nicht reagieren. In laufenden Unterhaltungen mit Freunden, Familie oder Kollegen ändert sich absolut nichts. Du kannst weiterhin unbegrenzt schreiben, Nachrichten empfangen und Anrufe tätigen oder annehmen – genau wie bisher.
Wer ist wirklich betroffen?

Die gute Nachricht vorweg: Als normaler WhatsApp-Nutzer wirst du das Limit vermutlich nie erreichen. Warum? Weil du in der Regel mit Menschen kommunizierst, die dir auch antworten. Selbst wenn du mal ein paar Nachrichten schreibst und keine Antwort bekommst – etwa weil jemand gerade beschäftigt ist – ist das Limit noch weit entfernt.
Die wahre Zielgruppe dieser Maßnahme sind Spammer, aggressive Marketing-Bots und Betrüger, die massenhaft Nachrichten an unbekannte Kontakte verschicken. Diese Accounts bombardieren täglich hunderte oder sogar tausende Menschen mit unerwünschten Inhalten – und genau hier setzt WhatsApp den Hebel an.
Auch Unternehmen, die WhatsApp für Direktwerbung nutzen, ohne dass die Empfänger jemals Interesse gezeigt haben, sollen durch die Neuerung ausgebremst werden. Das Prinzip ist einfach: Wer keine Antworten bekommt, macht offensichtlich etwas falsch – oder ist schlicht unerwünscht.
So funktioniert das neue Limit im Detail
Das Nachrichten-Limit wird monatlich gezählt und gilt sowohl für private als auch für geschäftliche Accounts. Sobald du dich der Obergrenze näherst, zeigt dir WhatsApp einen Warnhinweis an. In diesem Pop-up siehst du genau, wie viele Nachrichten du noch versenden kannst, bevor die Sperre greift.
Überschreitest du das Limit, wird das Senden neuer Nachrichten in unbeantworteten Chats blockiert – aber nur temporär. Mit Beginn des neuen Monats oder sobald du eine Antwort auf eine deiner Nachrichten erhältst, wird das Konto wieder zurückgesetzt. Der Clou: Nachrichten, auf die du eine Antwort bekommst, zählen gar nicht erst zum Limit. Das System belohnt also echte, wechselseitige Kommunikation.
Wie hoch die genaue Obergrenze ausfallen wird, steht noch nicht fest. WhatsApp experimentiert aktuell mit verschiedenen Werten und testet diese in mehreren Ländern gleichzeitig. Dabei geht es darum, die richtige Balance zu finden: streng genug, um Spammer effektiv zu stoppen, aber locker genug, damit normale Nutzer nicht versehentlich eingeschränkt werden.
In deinen Einstellungen wirst du künftig auch jederzeit nachsehen können, wie viele Nachrichten du noch versenden kannst – falls du überhaupt jemals in die Nähe des Limits kommst.
Ausnahmen für legitime Vielschreiber
WhatsApp weiß natürlich, dass nicht jeder, der viele neue Chats beginnt, ein Spammer ist. Vereine, Event-Organisatoren, gemeinnützige Organisationen oder bestimmte Unternehmen haben oft legitime Gründe, viele Personen gleichzeitig zu kontaktieren – etwa für Einladungen, wichtige Ankündigungen oder Kundenkommunikation.
Genau für diese Fälle plant WhatsApp eine Ausnahmeregelung. Über ein spezielles Formular kannst du erklären, warum du mehr Nachrichten versenden möchtest. Dabei musst du angeben, wofür du WhatsApp nutzt – beispielsweise für Mitarbeiterkontakte, Kundenservice oder private Einladungen zu Events.
Das Gute daran: WhatsApp betont ausdrücklich, dass bei diesem Antrag keine persönlichen Daten übermittelt werden müssen. Das Formular dient lediglich dazu, nachvollziehbare Anwendungsfälle zu identifizieren und gleichzeitig Missbrauch zu verhindern. Ob und wie schnell solche Anträge bearbeitet werden, ist allerdings noch nicht bekannt.
Warum macht WhatsApp das jetzt?

Die Antwort ist simpel: Spam ist ein massives und wachsendes Problem. Immer mehr Nutzer berichten über unerwünschte Nachrichten von unbekannten Kontakten, aggressive Marketing-Botschaften oder sogar Betrugsversuche. Die Zahlen sprechen für sich: Allein in der ersten Jahreshälfte 2025 sperrte Meta über 6,8 Millionen WhatsApp-Accounts – viele davon gehörten zu organisierten Betrugs-Netzwerken.
WhatsApp nutzt bereits seit Jahren verschiedene Technologien gegen Spam – etwa KI-gestützte Systeme, die verdächtige Verhaltensmuster erkennen, und Tools zum Melden und Blockieren von Kontakten. Das neue Nachrichten-Limit ist die konsequente Weiterentwicklung dieser Strategie.
In den vergangenen Jahren hat Meta schon andere Anti-Spam-Maßnahmen eingeführt: Limits für Broadcast-Listen, Beschränkungen bei Weiterleitungen und die Möglichkeit, Marketing-Nachrichten von Unternehmen abzubestellen. Mit dem neuen Limit greift das System nun automatisch ein, bevor Spam überhaupt in deinem Posteingang landet.
Das erklärte Ziel: unerwünschte Kontaktversuche begrenzen, ohne normale Unterhaltungen einzuschränken. Für die allermeisten Nutzer soll sich im Alltag nichts ändern – außer dass hoffentlich deutlich weniger nervige Nachrichten ankommen.
Wann kommt das Update?
Die Funktion befindet sich derzeit noch in der Testphase und wurde erstmals in der WhatsApp-Beta für Android Version 2.25.31.5 entdeckt. Meta testet das Feature parallel in mehreren Ländern und mit verschiedenen Limitwerten, um herauszufinden, welche Einstellungen am besten funktionieren.
Ein konkreter Starttermin für den weltweiten Rollout steht noch nicht fest. WhatsApp möchte erst die Ergebnisse der Tests abwarten und auswerten, bevor die Funktion für alle Nutzer freigeschaltet wird. In den kommenden Wochen und Monaten ist aber mit weiteren Informationen zu rechnen.
Es ist gut möglich, dass du das neue Limit irgendwann einfach automatisch in einem Update erhältst – ohne dass du etwas dafür tun musst. WhatsApp wird die Funktion vermutlich schrittweise ausrollen, wie es bei vielen neuen Features üblich ist.
Datenschutz und Metadaten: Die Kehrseite?
So sinnvoll das Nachrichten-Limit auch klingt – es gibt auch kritische Stimmen. Einige Datenschutzexperten weisen darauf hin, dass WhatsApp für diese Funktion zwangsläufig bestimmte Metadaten analysieren muss: Wer schreibt wem? Wer antwortet und wer ignoriert Nachrichten?
Auch wenn die Nachrichteninhalte weiterhin Ende-zu-Ende-verschlüsselt bleiben und Meta sie nicht lesen kann, ermöglichen diese Metadaten dennoch Rückschlüsse auf Kommunikationsmuster und Nutzerverhalten. Forscher warnen, dass sich aus solchen Daten präzise Profile erstellen lassen – unabhängig davon, was du tatsächlich schreibst.
Meta betont zwar, dass die Daten ausschließlich zur Spam-Bekämpfung genutzt werden. Die grundsätzliche Frage bleibt aber: Wo verläuft die Grenze zwischen Schutz und Überwachung? Die Balance zwischen effektiver Spam-Bekämpfung und Datenschutz ist eine Gratwanderung, die auch weiterhin für Diskussionen sorgen dürfte.
Fazit: Eine Verbesserung für die meisten
Unterm Strich ist das neue Nachrichten-Limit eine sinnvolle Maßnahme, die das WhatsApp-Erlebnis für die allermeisten Nutzer verbessern wird. Weniger Spam bedeutet weniger Ablenkung, weniger Zeitverschwendung und ein saubereres Postfach.
Als normaler Nutzer musst du dir keine Sorgen machen: Du wirst das Limit mit hoher Wahrscheinlichkeit nie erreichen. Die Funktion richtet sich gezielt gegen Spammer, Betrüger und aggressive Werbetreibende – also genau die Accounts, die das Problem verursachen.
Natürlich bleibt abzuwarten, wie WhatsApp die genauen Schwellenwerte festlegt und ob die Ausnahmeregelungen für legitime Vielnutzer gut funktionieren. Aber der Ansatz ist clever: Anstatt blind alle Nachrichten zu begrenzen, konzentriert sich WhatsApp auf unbeantwortete Nachrichten – ein klares Indiz für unerwünschte Kommunikation.
In den kommenden Wochen werden wir mehr über die konkreten Details erfahren. Bis dahin gilt: Chatten wie gehabt – und dich schon mal auf weniger Spam freuen!