Du stehst vor der Entscheidung, mit welchem Content-Management-System du deine Website aufbauen möchtest? WordPress und Joomla gehören zu den bekanntesten Open-Source-CMS weltweit, aber welches ist das richtige für dein Projekt? In diesem ausführlichen Vergleich nehmen wir beide Systeme unter die Lupe und zeigen dir ganz genau, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
Die Entstehungsgeschichte: Wie alles begann
WordPress: Vom Blog zum Website-Giganten
Die Geschichte von WordPress beginnt im Jahr 2003 und ist eng mit dem Namen Matt Mullenweg verbunden. Der damals gerade einmal 18-jährige Student nutzte selbst die Blog-Software b2/cafelog des französischen Entwicklers Michel Valdrighi. Als Valdrighi die Entwicklung aus persönlichen Gründen einstellte, erkannte Mullenweg das Potenzial und beschloss, auf der Basis von b2 etwas Besseres zu schaffen.
Am 27. Mai 2003 veröffentlichten Matt Mullenweg und Mike Little gemeinsam die erste Version von WordPress. Der Name wurde übrigens von Mullenwegs Freundin Christine Selleck Tremoulet vorgeschlagen. Was als simple Blogging-Plattform startete, sollte sich zu einem der erfolgreichsten Webprojekte aller Zeiten entwickeln.
Im Jahr 2005 gründete Mullenweg zusammen mit anderen Entwicklern die Firma Automattic Inc., um die Entwicklung von WordPress besser zu koordinieren und weitere Dienste rund ums Bloggen anzubieten. Im selben Jahr startete der Hosting-Dienst WordPress.com. Ein besonderes Detail: Alle WordPress-Versionen werden nach Jazz-Musikern benannt, eine Tradition, die bis heute fortbesteht und Mullenwegs Leidenschaft für Jazz-Musik widerspiegelt.
Heute betreibt WordPress über 43 Prozent aller Websites im Internet und ist damit das mit Abstand erfolgreichste CMS der Welt. Was einst als reines Blogsystem begann, kann mittlerweile jede Art von Website umsetzen – von kleinen Blogs über Unternehmensseiten bis hin zu komplexen Online-Shops.
Joomla: Die Abspaltung, die Geschichte schrieb
Die Geschichte von Joomla ist etwas turbulenter und beginnt eigentlich mit einem anderen CMS: Mambo. Die australische Firma Miro hatte um das Jahr 2000 herum das proprietäre CMS Mambo entwickelt und später als Open-Source-Projekt veröffentlicht. Das System basierte bereits auf PHP und MySQL und erfreute sich wachsender Beliebtheit.
Im Jahr 2005 kam es jedoch zu erheblichen Spannungen zwischen der Entwickler-Community und dem CEO von Miro. Für die Weiterentwicklung wurde eine Stiftung gegründet, doch anstatt den Stiftungsbeirat mit neutralen Community-Mitgliedern zu besetzen, ernannte sich der damalige CEO von Miro einfach selbst zum Vorsitzenden. Die Community wurde komplett außen vor gelassen.
Als Reaktion darauf spaltete sich am 17. August 2005 das gesamte Core-Team des Mambo-Projekts ab. Fast die komplette Community folgte den Entwicklern, sodass bei Mambo binnen weniger Wochen die Lichter ausgingen. Der neue Name Joomla leitet sich vom Swahili-Wort „Jumla“ ab, was so viel bedeutet wie „alle zusammen“ oder „als Ganzes“ – ein klares Statement für den gemeinschaftlichen Ansatz des Projekts.
Am 19. September 2005 wurde Joomla 1.0 veröffentlicht, das zunächst noch weitgehend auf dem Code von Mambo basierte. Mit Version 1.5, die am 22. Januar 2008 erschien, wurde dann das System grundlegend neu entwickelt. Der offizielle Slogan „because open source matters“ unterstreicht bis heute die Philosophie hinter Joomla.
Der aktuelle Marktanteil: WordPress dominiert deutlich
Wenn wir uns die aktuellen Zahlen anschauen, wird schnell klar: WordPress ist der unangefochtene Marktführer. Mit einem Marktanteil von über 43 Prozent aller Websites weltweit und über 63 Prozent aller Websites, die ein CMS verwenden, liegt WordPress mit großem Abstand vorne.
Joomla hingegen kommt auf etwa 2,1 bis 3 Prozent Marktanteil. Das System hatte Anfang der 2000er Jahre durchaus mit WordPress konkurrieren können, verlor aber seit etwa 2010 kontinuierlich an Boden. Ein Blick auf Google Trends zeigt deutlich: Während WordPress seit 2010 stetig wächst, nimmt das Interesse an Joomla kontinuierlich ab.
Diese Zahlen bedeuten jedoch nicht automatisch, dass WordPress für jeden Zweck die bessere Wahl ist. Sie zeigen aber, dass WordPress eine riesige Community, mehr Entwickler-Support und eine deutlich größere Auswahl an Erweiterungen bietet.
Benutzerfreundlichkeit: Der erste Eindruck zählt

WordPress: Die 5-Minuten-Installation
WordPress wirbt nicht umsonst mit seiner berühmten 5-Minuten-Installation. Die Einrichtung ist tatsächlich kinderleicht: Dateien hochladen, Datenbank-Informationen eingeben, fertig. Das Backend ist übersichtlich strukturiert und selbst absolute Anfänger finden sich meist innerhalb weniger Stunden zurecht.
Das Dashboard ist intuitiv aufgebaut. Die Navigation ist klar strukturiert, und das Hinzufügen von Inhalten funktioniert ähnlich wie in einem Textverarbeitungsprogramm. Bilder, Videos und andere Medien lassen sich per Drag-and-Drop einbinden. Seit der Einführung des Gutenberg-Editors im Jahr 2018 arbeitet WordPress mit Blöcken, was die Content-Erstellung noch flexibler macht.
Für Anfänger ist WordPress definitiv die erste Wahl. Du brauchst keine Programmierkenntnisse, um eine professionell aussehende Website zu erstellen. Die Lernkurve ist flach, und es gibt unzählige Tutorials, Videos und Anleitungen – oft sogar auf Deutsch.
Joomla: Etwas mehr Einarbeitungszeit erforderlich
Joomla ist ebenfalls für Einsteiger geeignet, erfordert aber etwas mehr Geduld. Die Installation verläuft ähnlich unkompliziert wie bei WordPress, aber das Backend wirkt auf den ersten Blick komplexer und weniger intuitiv.
Das Admin-Interface von Joomla bietet zahlreiche Admin-Seiten und erweiterte Einstellungen, die für Neulinge zunächst überwältigend wirken können. Die Menüführung ist nicht ganz so selbsterklärend, und die Struktur mit Komponenten, Modulen und Plugins erfordert ein gewisses Verständnis der System-Architektur.
Allerdings: Wer sich etwa 30 bis 60 Minuten Zeit nimmt, um sich mit Joomla zu beschäftigen, wird feststellen, dass das System durchaus logisch aufgebaut ist. Nach der Einarbeitungsphase ist Joomla in vielen Bereichen sogar etwas übersichtlicher als WordPress, besonders wenn es um komplexe Inhaltsstrukturen geht.
Die meisten Experten sind sich einig: Für absolute Anfänger ohne technische Vorkenntnisse ist WordPress die bessere Wahl. Wer jedoch bereit ist, sich etwas intensiver einzuarbeiten und komplexere Projekte plant, findet in Joomla ein mächtiges Werkzeug.
Erweiterbarkeit: Plugins, Themes und Extensions
WordPress: Die Qual der Wahl
WordPress bietet aktuell über 60.000 kostenlose Plugins im offiziellen Plugin-Verzeichnis. Rechnet man Premium-Plugins von Drittanbietern hinzu, dürfte sich diese Zahl locker verdoppeln. Für fast jede erdenkliche Funktion gibt es bereits eine fertige Lösung: SEO, Performance-Optimierung, Kontaktformulare, Online-Shops, Mitgliederbereiche, Buchungssysteme und vieles mehr.
Bei den Themes sieht es ähnlich aus: Über 11.000 kostenlose Themes stehen zur Verfügung, plus unzählige Premium-Themes von Marktplätzen wie ThemeForest oder direkt von Theme-Entwicklern. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind praktisch unbegrenzt.
Die große Plugin- und Theme-Auswahl ist gleichzeitig Fluch und Segen. Einerseits findest du garantiert eine Lösung für dein Problem. Andererseits kann die Qualität stark variieren, und zu viele Plugins können deine Website verlangsamen oder Sicherheitslücken öffnen. Es ist wichtig, nur gut gepflegte und regelmäßig aktualisierte Erweiterungen zu verwenden.
Joomla: Kleiner, aber feiner
Joomla bietet im offiziellen Extensions Directory etwa 8.000 bis 8.500 Erweiterungen. Das klingt nach deutlich weniger als bei WordPress – und das ist es auch. Allerdings bedeutet eine kleinere Auswahl nicht automatisch schlechtere Qualität.
Joomla unterscheidet zwischen drei Arten von Erweiterungen: Komponenten (größere Erweiterungen mit eigener Oberfläche), Module (kleinere Erweiterungen für bestimmte Funktionen) und Plugins (Erweiterungen, die im Hintergrund arbeiten). Diese Unterscheidung mag zunächst kompliziert wirken, ermöglicht aber eine sehr strukturierte und übersichtliche Verwaltung.
Bei den Templates ist die Auswahl ebenfalls deutlich kleiner als bei WordPress, aber dennoch ausreichend für die meisten Projekte. Hochwertige kostenlose Templates sind etwas schwerer zu finden, aber viele professionelle Anbieter bieten Premium-Templates speziell für Joomla an.
Ein Vorteil von Joomla: Viele wichtige Funktionen sind bereits im Core integriert, für die du bei WordPress zusätzliche Plugins installieren müsstest. Dazu gehören zum Beispiel erweiterte Benutzerrechte, Mehrsprachigkeit und verschiedene Content-Typen.
Sicherheit: Ein sensibles Thema
Beide Systeme sind in ihrer Kern-Software grundsätzlich sicher. Sowohl WordPress als auch Joomla bieten regelmäßige Updates und nehmen Sicherheit ernst. Dennoch gibt es Unterschiede in der Praxis.
WordPress ist aufgrund seiner enormen Verbreitung ein deutlich attraktiveres Ziel für Hacker. Laut Statistiken machen WordPress-Websites etwa 74 Prozent aller gehackten Websites aus – allerdings liegt der Marktanteil auch bei über 60 Prozent, sodass dies durchaus proportional ist. Das eigentliche Problem liegt meist nicht in WordPress selbst, sondern in veralteten Plugins, Themes oder schwachen Passwörtern.
Joomla-Websites machten in derselben Studie etwa 17 Prozent aller gehackten Websites aus, bei einem Marktanteil von damals 7,3 Prozent. Das klingt zunächst schlechter, aber hier ist interessant: 84 Prozent der gehackten Joomla-Seiten liefen mit veralteter Software, bei WordPress waren es „nur“ 61 Prozent.
Die Quintessenz: Das CMS selbst ist selten das Problem. Entscheidend sind regelmäßige Updates, starke Passwörter, vertrauenswürdige Erweiterungen und ein gutes Hosting. Beide Systeme können sehr sicher betrieben werden, wenn man die grundlegenden Sicherheitsprinzipien beachtet.
Benutzerverwaltung: Komplexität vs. Einfachheit
Hier liegt eine echte Stärke von Joomla. Das System bietet von Haus aus eine sehr ausgefeilte Benutzerverwaltung mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Du kannst beliebig viele Benutzerrollen anlegen und für jede einzelne detailliert festlegen, welche Bereiche und Funktionen zugänglich sind. Für größere Teams oder komplexe Projekte mit vielen verschiedenen Redakteuren ist dies ein enormer Vorteil.
WordPress sieht standardmäßig nur sechs vordefinierte Benutzerrollen vor: Administrator, Redakteur, Autor, Mitarbeiter, Abonnent und Super-Admin (bei Multisite). Für viele Projekte reicht das völlig aus. Wer mehr Flexibilität braucht, kann mit Plugins wie „User Role Editor“ oder „Members“ nachhelfen, muss aber eben erst zusätzliche Erweiterungen installieren.
Für Einzelpersonen, kleine Blogs oder kleinere Unternehmenssites reicht das WordPress-System meist völlig aus. Wer jedoch eine komplexe Organisationsstruktur abbilden muss oder ein Portal mit vielen unterschiedlichen Nutzergruppen plant, ist mit Joomla besser bedient.
SEO: Suchmaschinenoptimierung im Vergleich
Beide Systeme sind grundsätzlich suchmaschinenfreundlich. Die Grundinstallation von Joomla bietet bereits die Möglichkeit, Meta-Beschreibungen und Keywords zu hinterlegen, was WordPress im Standard-Umfang nicht kann. Joomla hat hier also einen kleinen Vorsprung.
In der Praxis macht WordPress diesen Nachteil jedoch schnell wieder wett – und zwar durch Plugins. Yoast SEO ist eines der beliebtesten WordPress-Plugins überhaupt und bietet einen enormen Funktionsumfang: von der On-Page-Optimierung über die Erstellung von XML-Sitemaps bis hin zur Integration in Tools wie die Google Search Console. Die Benutzerführung ist hervorragend, und selbst SEO-Neulinge können damit professionelle Ergebnisse erzielen.
Für Joomla gibt es mit Extensions wie „Easy Frontend SEO“ oder „JoomSEF“ ebenfalls gute SEO-Lösungen, die allerdings nicht ganz an den Komfort und Funktionsumfang von Yoast SEO heranreichen.
Wichtig zu wissen: Ein CMS allein macht deine Website nicht erfolgreich in Suchmaschinen. Guter Content, technische Performance, Backlinks und Nutzererfahrung sind mindestens genauso wichtig wie das verwendete CMS. Beide Systeme bieten die technischen Voraussetzungen für gutes SEO.
Mehrsprachigkeit: Ein wichtiger Aspekt

Joomla bietet seit Version 1.6 native Mehrsprachigkeit ohne zusätzliche Erweiterungen. Du kannst über 70 Sprachpakete installieren und mehrsprachige Websites erstellen, ohne ein einziges Plugin zu benötigen. Die Verwaltung mehrsprachiger Inhalte ist durchdacht und integriert sich nahtlos in den Standard-Workflow.
WordPress hingegen benötigt für umfassende mehrsprachige Websites zusätzliche Plugins. Die bekanntesten Lösungen sind WPML (kostenpflichtig, etwa 39 Euro pro Jahr) und Polylang (kostenlos, mit Premium-Version). Diese Plugins funktionieren zwar gut, bedeuten aber zusätzliche Kosten oder Komplexität.
Wenn du von Anfang an eine mehrsprachige Website planst, hat Joomla hier einen klaren Vorteil. Die integrierte Lösung ist nicht nur kostenlos, sondern auch gut durchdacht und performant.
Performance: Geschwindigkeit ist King
Die Geschwindigkeit einer Website hängt von vielen Faktoren ab: Hosting, verwendete Themes, Plugins, Bildoptimierung, Caching und vieles mehr. Beide Systeme können sehr schnell oder sehr langsam sein – je nachdem, wie man sie konfiguriert.
In der Grundinstallation, ohne Erweiterungen, ist Joomla tendenziell etwas schlanker und schneller als WordPress. Joomla bringt von Haus aus etwas mehr Funktionen mit, ohne dass zusätzliche Extensions nötig sind, was die Performance positiv beeinflussen kann.
WordPress-Seiten können durch die Vielzahl an Plugins verlangsamt werden, besonders wenn man nicht auf Qualität und Kompatibilität achtet. Mit den richtigen Tools (Caching-Plugins wie WP Rocket, Bildoptimierung, CDN) lassen sich aber auch WordPress-Seiten extrem schnell machen.
Die Realität: Bei beiden Systemen liegt die Performance-Optimierung in deiner Hand. Mit professionellem Hosting, guten Themes und sinnvoller Plugin-Auswahl erreichst du bei beiden Systemen Top-Geschwindigkeiten. Schlecht konfiguriert, können beide lahm sein.
Für wen ist was geeignet?
WordPress ist ideal für:
Du solltest WordPress wählen, wenn du eine schnelle, unkomplizierte Lösung suchst und nicht viel technisches Know-how hast. WordPress eignet sich perfekt für Blogs, kleinere bis mittlere Unternehmenswebsites, Online-Shops mit WooCommerce, Portfolios, Magazine und News-Seiten. Die riesige Community bedeutet: Du findest für fast jedes Problem eine Lösung, es gibt unzählige Tutorials und Hilfestellungen, Theme- und Plugin-Auswahl ist gigantisch, und die meisten Webdesigner und Entwickler kennen sich mit WordPress aus.
WordPress ist die richtige Wahl, wenn du Wert auf Benutzerfreundlichkeit legst, schnell loslegen möchtest, regelmäßig Content veröffentlichst (Blog, News), und wenn ein großes Ökosystem für dich wichtig ist.
Joomla ist ideal für:
Joomla solltest du wählen, wenn du bereit bist, dich etwas intensiver einzuarbeiten und ein komplexeres Projekt planst. Joomla glänzt bei größeren Unternehmensseiten mit komplexen Strukturen, Community-Portalen und sozialen Netzwerken, mehrsprachigen Websites (ohne zusätzliche Plugins), Projekten mit vielen verschiedenen Benutzergruppen und Rechten, sowie bei Websites, die viele unterschiedliche Content-Typen verwalten müssen.
Joomla ist die bessere Wahl, wenn du eine ausgefeiltere Benutzerverwaltung benötigst, native Mehrsprachigkeit wichtig ist, du komplexe Inhaltsstrukturen abbilden musst, und wenn du etwas mehr technisches Verständnis mitbringst.
Was sind die Alternativen?
Natürlich sind WordPress und Joomla nicht die einzigen CMS auf dem Markt. Hier sind einige erwähnenswerte Alternativen:
Drupal ist das drittbeliebteste Open-Source-CMS mit etwa 1,2 Prozent Marktanteil. Es ist noch komplexer als Joomla und richtet sich primär an Entwickler. Drupal bietet enorme Flexibilität und Skalierbarkeit, ist aber für Einsteiger definitiv nicht geeignet. Große Organisationen, Regierungsbehörden und Enterprise-Projekte setzen häufig auf Drupal, wenn maximale Kontrolle und Anpassbarkeit gefragt sind.
TYPO3 ist besonders im deutschsprachigen Raum beliebt und wird vor allem von großen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen genutzt. TYPO3 kann mit riesigen Datenmengen umgehen und eignet sich hervorragend für große, mehrsprachige Corporate-Websites. Allerdings sind zwingend Programmierkenntnisse erforderlich, und die Einarbeitung ist anspruchsvoll.
Contao (früher TYPOlight) ist ein weiteres deutsches CMS, das besonders für barrierefreie Websites geschätzt wird. Es bietet einen guten Mittelweg zwischen Benutzerfreundlichkeit und Funktionsumfang, hat aber eine deutlich kleinere Community als WordPress oder Joomla.
Für spezielle Anwendungsfälle gibt es auch Website-Baukästen wie Wix, Squarespace oder Webflow, die noch einfacher zu bedienen sind als WordPress, aber dafür weniger Flexibilität bieten. Für Online-Shops gibt es spezialisierte E-Commerce-Lösungen wie Shopify oder PrestaShop.
Und dann gibt es noch moderne Headless-CMS-Lösungen wie Contentstack, Storyblok oder Strapi, die sich an Entwickler richten und Content von der Präsentationsebene trennen – perfekt für komplexe, multi-channel Projekte.
Kosten: Was kommt auf dich zu?
Beide Systeme sind Open Source und grundsätzlich kostenlos. Du kannst WordPress oder Joomla herunterladen und auf deinem eigenen Server installieren, ohne einen Cent zu zahlen. Trotzdem entstehen natürlich Kosten:
Hosting brauchst du auf jeden Fall. Gutes Shared Hosting gibt es ab etwa 5 bis 10 Euro pro Monat, Managed WordPress Hosting liegt bei 15 bis 30 Euro monatlich. Für Joomla gelten ähnliche Preise.
Domain-Namen kosten je nach Endung zwischen 5 und 20 Euro pro Jahr. Eine Premium-Theme oder ein professionelles Template gibt es ab etwa 30 bis 100 Euro einmalig. Premium-Plugins können zwischen 20 und 200 Euro pro Jahr kosten, je nach Funktionsumfang.
Bei WordPress fallen tendenziell mehr Kosten für Plugins an, weil viele Funktionen, die Joomla bereits mitbringt, bei WordPress erst durch Erweiterungen hinzugefügt werden müssen. Dafür ist die Auswahl an kostenlosen WordPress-Plugins auch deutlich größer.
Die Gesamtkosten hängen stark von deinen Anforderungen ab. Eine einfache Website lässt sich mit beiden Systemen für unter 100 Euro pro Jahr betreiben. Bei komplexeren Projekten können mehrere hundert oder sogar tausend Euro jährlich zusammenkommen.
Community und Support: Wer hilft dir weiter?
WordPress hat mit Abstand die größte Community aller CMS. Es gibt unzählige deutsche und internationale Foren, Facebook-Gruppen, Meetups und WordCamps. Die Wahrscheinlichkeit, dass deine Frage bereits irgendwo beantwortet wurde, ist extrem hoch. Tutorials, Videokurse und Dokumentationen gibt es in Hülle und Fülle – viele davon kostenlos.
Joomla hat ebenfalls eine aktive, aber deutlich kleinere Community. In vielen deutschen Städten gibt es Joomla User Groups, die sich regelmäßig treffen. JoomlaDays – Konferenzen rund um das CMS – finden weltweit statt. Die Community ist sehr engagiert und hilfsbereit, aber eben nicht so groß wie bei WordPress.
In der Praxis bedeutet das: Bei WordPress findest du schneller Hilfe, mehr Dienstleister und mehr fertige Lösungen. Bei Joomla musst du manchmal etwas länger suchen oder selbst kreativ werden. Dafür ist die Joomla-Community oft sehr spezialisiert und tief im Thema.
Migration: Kannst du später wechseln?
Grundsätzlich ist ein Wechsel von einem CMS zum anderen möglich, aber alles andere als trivial. Es gibt Tools und Dienstleister, die Migrationen durchführen – etwa von Joomla zu WordPress oder umgekehrt. Allerdings gehen dabei oft Details verloren: URL-Strukturen ändern sich, Funktionen müssen neu aufgebaut werden, und das Design muss meist komplett neu erstellt werden.
Unsere Empfehlung: Nimm dir Zeit für die initiale Entscheidung. Ein späterer Wechsel ist zwar möglich, aber mit erheblichem Aufwand verbunden. Überlege dir genau, welche Anforderungen dein Projekt hat und welches System diese am besten erfüllt.
Praxisbeispiele: Wer nutzt was?
WordPress wird von unzähligen bekannten Websites genutzt, darunter das offizielle Blog des Weißen Hauses, die Website von Sony Music, das Rolling Stone Magazine oder die TED-Conference-Website. Auch viele große deutsche Medien wie die Zeit oder der Tagesspiegel nutzen WordPress.
Joomla betreibt beispielsweise die Linux-Kernel-Website, Teile von Harvard.edu, die Website der United Nations Regional Information Centre und viele große Unternehmensportale, besonders im B2B-Bereich.
Beide Systeme sind also durchaus für professionelle, hochfrequentierte Websites geeignet – es kommt auf die richtige Konfiguration und professionelles Hosting an.
Zukunftsaussichten: Wie geht es weiter?
WordPress entwickelt sich kontinuierlich weiter. Der Block-Editor Gutenberg wird ständig ausgebaut und soll langfristig nicht nur den Content-Editor, sondern die komplette Theme-Gestaltung revolutionieren. Das Full-Site-Editing ist bereits Realität und bietet völlig neue Möglichkeiten. WordPress wird also auch in Zukunft eine dominante Rolle spielen.
Joomla steht vor größeren Herausforderungen. Der schrumpfende Marktanteil ist ein Warnsignal. Joomla 4 und zukünftige Versionen bringen zwar moderne Features und eine überarbeitete Benutzeroberfläche, aber es bleibt abzuwarten, ob das System wieder an Boden gut machen kann. Die Gefahr besteht, dass Joomla zu einem Nischenprodukt wird – einem sehr guten Nischenprodukt, aber eben mit kleiner werdender Community.
Fazit: WordPress oder Joomla – was ist nun besser?
Die ehrliche Antwort lautet: Es kommt darauf an. Es gibt keine objektiv „beste“ Lösung, sondern nur das System, das am besten zu deinen spezifischen Anforderungen passt.
WordPress ist für die allermeisten Projekte die richtige Wahl, besonders wenn du neu in der Welt der Content-Management-Systeme bist, schnell Ergebnisse sehen möchtest, Wert auf eine große Auswahl an Themes und Plugins legst, oder regelmäßig Content veröffentlichst (Blog, News, etc.). Die Benutzerfreundlichkeit, die riesige Community und das gigantische Ökosystem machen WordPress zur sicheren Bank für fast jedes Webprojekt.
Joomla punktet hingegen bei spezielleren Anwendungsfällen: wenn du komplexe Benutzerrechte benötigst, native Mehrsprachigkeit ohne Plugins wichtig ist, du viele verschiedene Content-Typen verwalten musst, oder ein größeres Unternehmensportal mit komplexer Struktur planst. Joomla ist das klassische „Power-User-CMS“ – etwas anspruchsvoller, dafür aber mit mehr integrierten Features.
Die meisten Webentwickler würden heute zu WordPress raten, einfach weil es in 90 Prozent der Fälle die pragmatischere Lösung ist. Das bedeutet aber nicht, dass Joomla schlecht wäre. Für bestimmte Projekte ist Joomla nach wie vor eine hervorragende Wahl und in manchen Bereichen WordPress sogar überlegen.
Unser Tipp: Wenn du dir unsicher bist, starte mit WordPress. Die Lernkurve ist flacher, die Hilfe größer, und die Flexibilität enorm. Solltest du später merken, dass du speziellere Anforderungen hast, kannst du immer noch einen Blick auf Joomla oder andere CMS werfen. Wichtig ist vor allem: Beide Systeme sind ausgereift, sicher und können professionelle Websites betreiben. Die Wahl des CMS ist wichtig, aber längst nicht so entscheidend wie guter Content, durchdachte Strategie und kontinuierliche Pflege deiner Website.