Schnäppchenjäger aufgepasst: Die goldenen Zeiten des zollfreien Online-Shoppings aus China sind gezählt! Die EU hat eine weitreichende Entscheidung getroffen, die deine Einkäufe bei Temu, Shein, AliExpress und Co. künftig deutlich teurer machen wird. Was genau auf dich zukommt und warum diese Änderung schneller als erwartet umgesetzt wird, erfährst du hier.
Die große Wende: Zollfreigrenze fällt schon 2026
Die EU-Finanzminister haben im November 2024 beschlossen, die Zollfreigrenze für Pakete unter 150 Euro zwei Jahre früher als ursprünglich geplant abzuschaffen. Das ist eine echte Kehrtwende: Statt wie ursprünglich vorgesehen erst 2028 wird die Regelung bereits Anfang 2026 in Kraft treten.
Bisher konntest du Waren aus Drittländern wie China bis zu einem Wert von 150 Euro komplett ohne Zollgebühren bestellen. Diese Regelung war ein Paradies für alle, die gerne bei den günstigen Asia-Shops einkaufen. Doch damit ist jetzt Schluss.
Die dänische Finanzministerin Stephanie Lose brachte es auf den Punkt: „Wir stellen sicher, dass Zölle ab dem ersten Euro bezahlt werden und schaffen so gleiche Voraussetzungen für europäische Anbieter“.
Warum reagiert die EU so drastisch?
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 2024 kamen täglich rund 12 Millionen Pakete in der EU an, insgesamt 4,6 Milliarden Sendungen pro Jahr – das ist eine Vervierfachung seit 2022. Die meisten davon stammen aus China und nutzen die bisherige Zollfreigrenze geschickt aus.
Noch krasser: 91 Prozent aller E-Commerce-Importe mit einem Wert von bis zu 150 Euro kamen 2024 aus China. Das Volumen hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt – von 1,9 Milliarden auf 4,17 Milliarden Sendungen.
Allein Shein und Temu verschicken täglich etwa 400.000 Pakete an deutsche Kunden. Der Umsatz der beiden Portale in Deutschland lag 2024 zwischen 2,7 und 3,3 Milliarden Euro. Das sind keine kleinen Fische mehr, sondern echte Schwergewichte im deutschen E-Commerce-Markt.
Das Problem: Zollumgehung im großen Stil
Hier wird’s richtig interessant: Die EU-Kommission geht davon aus, dass bei 65 Prozent der Pakete bewusst ein zu niedriger Wert angegeben wird, um die Zollbefreiung zu nutzen. Viele Online-Shops haben den Wert ihrer Pakete systematisch unter der 150-Euro-Grenze deklariert, auch wenn die Waren eigentlich mehr wert waren.
Die Folge? Den Staatskassen entgehen dadurch Milliardeneinnahmen. Pro Paket sind das zwar oft nur wenige Euro – aber bei Milliarden Sendungen kommt da richtig was zusammen. Gleichzeitig waren die Zollbehörden völlig überfordert mit der Flut an Paketen, was zu mangelnden Kontrollen führte.
Was ändert sich konkret für dich?
Ab Anfang 2026 gelten neue Spielregeln für deine China-Bestellungen:
1. Zölle ab dem ersten Euro Die bisherige Freigrenze von 150 Euro fällt komplett weg. Das bedeutet: Egal ob du einen Lippenstift für 2 Euro oder ein Kleid für 149 Euro bestellst – überall fallen künftig Zollgebühren an.
2. Neue Pauschalgebühr für Pakete Eine Abfertigungsgebühr von zwei Euro für direkte Lieferungen an Kunden und 50 Cent für Waren über EU-Lagerhäuser wird eingeführt. Diese Kosten sollen die Online-Händler tragen, werden aber wahrscheinlich an dich weitergegeben.
3. Schärfere Kontrollen am Zoll Die Pakete werden künftig genauer unter die Lupe genommen. Das bedeutet nicht nur höhere Kosten, sondern wahrscheinlich auch längere Lieferzeiten. Bisher gingen viele Sendungen problemlos durch, weil die Kontrollen aufgrund der schieren Masse kaum möglich waren.
Deine Lieblingsshops sind betroffen
Besonders hart trifft es die bekannten Billig-Plattformen:
Temu & Shein
Diese beiden Giganten haben ihren Erfolg vor allem der bisherigen Zollfreigrenze zu verdanken. Ihre Geschäftsmodelle basieren darauf, Produkte direkt aus China zu versenden, ohne Zwischenhändler. Die neuen Regelungen könnten ihre Preisvorteile deutlich schrumpfen lassen.
AliExpress
Der chinesische Marktplatz-Riese wird ebenfalls zur Kasse gebeten. Auch hier kommen die meisten Waren direkt aus Fernost und profitierten bisher von der Freigrenze.
Amazon Haul
Amazon startete im Juni 2025 in Deutschland sein Discount-Portal Amazon Haul als Beta-Version, bei dem Produkte für 20 Euro oder weniger angeboten werden. Die Produkte werden aus Amazons Logistikzentrum in China direkt an die Kunden geschickt. Amazon betont zwar, dass alle Produkte kontrolliert würden und EU-Standards entsprechen – aber auch hier wird die EU künftig genauer hinschauen.
Nicht nur Nachteile: Die positiven Effekte
Ja, deine Schnäppchen werden teurer. Aber die Entscheidung hat auch gute Seiten:
Mehr Produktsicherheit
Verbraucherschützer kritisieren schon lange die mangelhafte Qualität vieler Billig-Produkte. Eine Untersuchung der Stiftung Warentest zeigte kürzlich, dass besonders Produkte im Preissegment unter 150 Euro häufig nicht den EU-Regelungen entsprechen. Sie weisen nicht nur Sicherheitsmängel auf, sondern enthalten teilweise auch giftige Stoffe, die in der EU verboten sind – etwa bei der Herstellung von Kleidung oder Spielzeug.
Umweltschutz
Umweltschutzorganisationen kritisieren, dass der massive Konsum von Fast Fashion und anderen Billigwaren eine extreme Umweltbelastung darstellt. Viele Produkte landen nach kurzer Nutzung im Müll. Die neue Regelung könnte den übermäßigen Konsum zumindest etwas bremsen.
Faire Wettbewerbsbedingungen
Europäische Händler haben sich lange über unfaire Konkurrenz beschwert. Sie müssen alle EU-Vorschriften einhalten und Zölle zahlen, während China-Shops diese Kosten umgehen konnten. Die neuen Regeln schaffen endlich ein Level Playing Field.
Zeitplan und Umsetzung
Die Umsetzung erfolgt in zwei Schritten:
Phase 1 – Anfang 2026: Eine temporäre Lösung wird eingeführt, um möglichst schnell Zölle auch auf Waren unter 150 Euro erheben zu können. Die genauen Details werden beim Finanzministertreffen am 12. Dezember 2024 beschlossen.
Phase 2 – 2028: Dann will die EU ein neues, einheitliches und volldigitales Zollanmeldesystem einführen, den sogenannten EU-Zolldatenhub. Damit soll der gesamte Zollprozess modernisiert und effizienter werden.
Was kannst du jetzt tun?
Wenn du regelmäßig bei Asia-Shops bestellst, solltest du dich auf höhere Preise einstellen. Hier ein paar Tipps:
- Nutze die Zeit bis Anfang 2026: Die aktuellen Regelungen gelten noch einige Monate. Wenn du größere Anschaffungen planst, könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein.
- Rechne mit längeren Lieferzeiten: Die verschärften Kontrollen werden die Abfertigung am Zoll verlangsamen.
- Prüfe europäische Alternativen: Mit den neuen Gebühren könnten europäische Online-Händler wieder wettbewerbsfähiger werden.
- Achte auf Produktsicherheit: Gerade bei Elektronik, Kosmetik und Kinderspielzeug solltest du nicht nur auf den Preis schauen.
Fazit: Das Ende einer Ära
Die Abschaffung der Zollfreigrenze markiert einen Wendepunkt im Online-Handel. Die Ära des unkontrollierten Billig-Shoppings aus China geht zu Ende. Das bedeutet zwar höhere Preise für dich als Konsument, aber auch mehr Sicherheit, besseren Umweltschutz und fairere Bedingungen für europäische Händler.
Ob diese Maßnahmen den Siegeszug von Temu, Shein und Co. wirklich stoppen können, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Ab 2026 wird Online-Shopping aus China ein anderes Geschäft. Bereite dich darauf vor – und überlege dir gut, ob jedes Schnäppchen wirklich nötig ist.
