Die Baubranche steht vor enormen Herausforderungen: steigende Kosten für Neubauprojekte, Zinsen im Aufwind und knappe, bezahlbare Grundstücke. Inmitten dieser Herausforderungen gibt es nun eine vielversprechende Lösung: Neubauten aus dem 3D-Drucker, die nicht nur schnell, sondern auch kosteneffizient errichtet werden können.
Jan Graumann von der renommierten Baufirma Peri erklärt, dass, obwohl diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, das Potenzial für standardisierte Gebäude in der Zukunft groß ist. Gemeinsam mit der Lüner Wohnungsbaugesellschaft wird hier Geschichte geschrieben, denn sie sind dabei, das erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus mittels 3D-Druck zu errichten. Dieses Gebäude wird sechs Mietwohnungen beherbergen und stellt eine vielversprechende Zukunft für den Wohnungsbau in NRW dar.
3D-Druck: Die Technologie dahinter
Die Funktionsweise des 3D-Druckverfahrens erinnert an das Herstellen von Spritzgebäck: Ein Betongemisch wird durch eine riesige Düse präzise an den Stellen aufgetragen, die zuvor am Computer festgelegt wurden. Schicht für Schicht wächst das Gebäude, ähnlich dem schichtweisen Aufbau von langen Betonwürsten, bis die gewünschte Höhe erreicht ist. Beeindruckend ist, dass diese Düse sogar in der Lage ist, abgerundete Wände zu schaffen, was bisher im Bauwesen ein Novum ist. Mit einer Geschwindigkeit von 25 Zentimetern pro Sekunde schreitet der 3D-Druck voran.
Eine bewährte Technologie
Das Lüner Haus ist nicht das erste seiner Art. Bereits seit zwei Jahren steht im ostwestfälischen Beckum das bundesweit allererste 3D-gedruckte Haus. In Lünen wiederum sollen sechs Mietparteien in die öffentlich geförderten Wohnungen einziehen können, zu einem Mietpreis von nur sechs Euro pro Quadratmeter, was um einen Euro günstiger ist als der Durchschnitt in Lünen.
Finanziell tragbar dank Landesförderung
Bezahlbare Mieten sind jedoch nur dank großzügiger Förderung durch die NRW-Landesregierung möglich. Von den gesamten Baukosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro übernimmt das Land einen Großteil, nämlich über 1,7 Millionen Euro. Dadurch kann das Projekt zumindest in puncto Kosten mit herkömmlichen Bauprojekten mithalten. Architekt Lothar Steinhoff erklärt: „Wenn wir die konventionelle Bauweise und die gedruckte gegenüberstellen, besteht immer noch eine Differenz von etwa 15 bis 20 Prozent.“
Herausforderungen für 3D-gedruckte Häuser
Preistreiber für 3D-gedruckte Häuser sind unter anderem langwierige Genehmigungsverfahren, da jedes dieser Projekte eine Einzelgenehmigung erfordert. Dies führt zu erheblichen Kostensteigerungen für die gutachterliche Bewertung, wie der Architekt des Hauses erläutert.
Die Zukunft des Bauens
Für NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ist das Bauen mit dem 3D-Drucker zweifellos die Zukunft: „Jeder ruft nach CO2-ärmerem Zement, jeder ruft nach Kreislaufwirtschaft, jeder ruft nach bezahlbaren Projekten. Und in diesem Projekt kommen all diese Forderungen zusammen.“ Beachtenswert ist jedoch, dass die 3D-gedruckten Häuser nicht wesentlich schneller fertiggestellt werden als konventionelle Bauten. Die ersten Mieter sollen erst im Oktober 2024 einziehen können.
Dieses Projekt könnte einen bedeutenden Schritt in Richtung bezahlbarem Wohnraum und nachhaltigem Bauen darstellen. Wir werden die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und euch auf dem Laufenden halten. Bleibt dran, denn die Zukunft des Bauens könnte gerade erst begonnen haben.