Du hast sicher schon mal davon gehört: Virtualisierung, virtuelle Maschinen, VirtualBox. Aber was steckt eigentlich dahinter? Und viel wichtiger: Brauchst du das als normaler Computernutzer überhaupt, oder ist das nur etwas für IT-Profis in Serverräumen? Spoiler: VirtualBox ist für absolut jeden interessant, der seinen Computer vielseitiger nutzen möchte. Lass uns gemeinsam in die Welt der virtuellen Maschinen eintauchen!
Was ist VirtualBox überhaupt?

Stell dir vor, du könntest auf deinem Windows-Rechner gleichzeitig auch Linux oder ein älteres Windows-System laufen lassen, ohne deinen Computer neu starten zu müssen. Genau das macht VirtualBox möglich. Es ist eine kostenlose Virtualisierungssoftware von Oracle, mit der du einen Computer im Computer simulieren kannst.
Der Clou dabei: Diese virtuellen Computer, auch virtuelle Maschinen (VMs) genannt, verhalten sich genau wie echte Rechner. Sie haben ihre eigene Festplatte, ihren eigenen Arbeitsspeicher und können sogar ins Internet. Der Unterschied ist nur, dass alles in Software nachgebildet wird statt in Hardware zu existieren.
VirtualBox ist dabei ein sogenannter Typ-2-Hypervisor. Das bedeutet, die Software läuft als normales Programm auf deinem Betriebssystem. Dein echtes System nennt man dabei Host, das virtuelle System ist der Gast. Und das Beste: VirtualBox gibt es kostenlos für Windows, macOS, Linux und sogar Solaris.
Warum wurde VirtualBox entwickelt?
Die Geschichte von VirtualBox ist ziemlich interessant. Ursprünglich wurde die Software 2004 von der deutschen Firma Innotek aus Weinstadt entwickelt. Das war damals eine Zeit, in der Virtualisierung noch relativ teuer und kompliziert war. Innotek wollte eine zugänglichere Lösung schaffen.
Im Januar 2007 machte Innotek VirtualBox dann als freie Software verfügbar – ein Meilenstein. 2008 kaufte Sun Microsystems die Firma auf, und als Oracle wiederum Sun 2010 übernahm, landete VirtualBox schließlich bei dem Softwaregiganten, wo es bis heute weiterentwickelt wird.
Was kann ich mit VirtualBox machen?
Jetzt wird es richtig spannend, denn die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältiger als du vielleicht denkst.
Alte Software auf neuen Systemen nutzen
Kennst du das Problem? Du hast ein altes Programm, das unter Windows 7 perfekt lief, aber unter Windows 10 oder 11 streikt es. Mit VirtualBox installierst du einfach Windows 7 in einer virtuellen Maschine und schon läuft deine Software wieder. Das gilt natürlich auch für noch ältere Programme, die vielleicht sogar Windows XP brauchen.
Neue Betriebssysteme gefahrlos testen

Du bist neugierig auf Linux, möchtest aber nicht gleich dein komplettes System umstellen? Perfekt für VirtualBox! Du kannst Ubuntu, Fedora, Linux Mint oder jede andere Distribution in einer VM installieren und ausgiebig testen. Gefällt es dir nicht, löschst du die virtuelle Maschine einfach wieder – dein echtes System bleibt völlig unberührt.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Windows-Versionen. Du willst wissen, wie Windows 11 aussieht, bevor du von Windows 10 umsteigst? Einfach in VirtualBox ausprobieren!
Sichere Testumgebung für risikoreiche Sachen
Vielleicht willst du eine Software aus einer nicht ganz vertrauenswürdigen Quelle testen. Oder du möchtest lernen, wie man Computerviren analysiert. Oder du willst einfach nur experimentieren, ohne Angst haben zu müssen, dein System zu zerstören. Eine virtuelle Maschine ist dafür ideal, denn was auch immer in der VM passiert, bleibt in der VM.
Software-Entwicklung und Testing
Für Entwickler ist VirtualBox ein Traum. Du kannst deine Software in verschiedenen Betriebssystemen und Konfigurationen testen, ohne mehrere physische Computer zu brauchen. Einen Bug in deiner App unter Ubuntu 22.04? Schnell die entsprechende VM gestartet und schon kannst du debuggen.
Webserver und Netzwerk-Experimente
Du willst lernen, wie man einen Webserver aufsetzt? Oder wie Netzwerke funktionieren? Mit VirtualBox kannst du ein komplettes virtuelles Netzwerk mit mehreren Computern aufbauen – alles auf deinem einen Rechner. Das ist perfekt zum Lernen und Experimentieren.
Ältere Geräte weiterverwenden
Ein besonders praktischer Tipp: Mit VirtualBox kannst du alte Scanner, Drucker oder andere Hardware, die unter modernen Systemen nicht mehr läuft, wieder nutzen. Installiere einfach das alte Betriebssystem in einer VM, schließe das Gerät an und nutze es über die virtuelle Maschine.
Brauche ich technisches Vorwissen?
Die gute Nachricht: Nein, nicht wirklich! VirtualBox richtet sich zwar auch an Profis, ist aber bewusst so gestaltet, dass auch normale Computernutzer damit zurechtkommen. Wenn du weißt, wie man ein Programm installiert und ein Betriebssystem einrichtet, schaffst du das auch mit VirtualBox.
Natürlich gibt es fortgeschrittene Funktionen, die etwas Einarbeitung erfordern. Aber für die grundlegende Nutzung – also eine virtuelle Maschine erstellen und ein System installieren – brauchst du keine IT-Ausbildung. Die Oberfläche ist intuitiv gestaltet und es gibt zahlreiche Anleitungen im Internet.
Welche Hardware brauche ich?
Das ist eine wichtige Frage, denn virtuelle Maschinen brauchen natürlich Ressourcen. Aber keine Sorge, du brauchst keinen Supercomputer.
Prozessor
Prinzipiell funktioniert VirtualBox auf den meisten modernen Intel- oder AMD-Prozessoren. Wichtig ist, dass dein Prozessor Virtualisierung unterstützt (Intel VT-x oder AMD-V). Diese Funktion haben praktisch alle CPUs der letzten 10 Jahre. Du musst sie allerdings im BIOS aktivieren, falls das noch nicht geschehen ist.
Für flüssiges Arbeiten empfiehlt sich ein Prozessor mit mindestens vier Kernen. Ein Intel i5 oder AMD Ryzen 5 aus den letzten Jahren ist ideal. Mit einem Dual-Core kommst du zwar auch zurecht, aber die Geschwindigkeit könnte zu wünschen übrig lassen, besonders wenn du Windows 10 oder 11 virtualisieren willst.
Arbeitsspeicher
Hier gilt die Faustregel: Du brauchst genug RAM für dein Host-System plus das Gast-System. Windows 10 oder 11 brauchen etwa 4 GB RAM, Linux-Distributionen kommen oft mit 2 GB aus. Dazu kommt noch der Speicher, den dein echtes Betriebssystem benötigt.
Für eine virtuelle Maschine solltest du mindestens 8 GB Gesamt-RAM haben, besser 16 GB. Mit 16 GB kannst du deinem Host 8 GB geben und der VM auch 4-6 GB, was für die meisten Aufgaben völlig ausreicht. Wenn du mehrere VMs gleichzeitig laufen lassen willst, sind 32 GB empfehlenswert.
VirtualBox zeigt dir übrigens während der Einrichtung einen grünen Bereich an, in dem du dich bewegen solltest. Bleib in diesem Bereich, dann ist dein Host-System nicht gefährdet.
Festplattenspeicher
VirtualBox selbst ist mit etwa 30 MB sehr klein. Aber die virtuellen Maschinen brauchen Platz. Eine Windows-10-Installation braucht mindestens 20-30 GB, besser 50 GB. Linux-Systeme sind oft mit 15-20 GB zufrieden.
Ideal ist eine SSD (Solid State Drive) als Speicherort für deine virtuellen Maschinen. Der Geschwindigkeitsvorteil gegenüber einer klassischen Festplatte ist enorm spürbar. Wenn du eine SSD für dein Hauptsystem hast, solltest du auch die VMs dort speichern.
VirtualBox nutzt standardmäßig dynamisch allozierte Festplatten. Das bedeutet, dass die virtuelle Festplatte nur so viel Platz auf deiner echten Festplatte belegt, wie tatsächlich in der VM genutzt wird. Wenn du der VM 50 GB gibst, aber nur 10 GB verwendest, werden auch nur 10 GB belegt.
Grafikkarte
Für normale Aufgaben reicht eine integrierte Grafikkarte vollkommen aus. Wenn du in der VM aber grafikintensive Anwendungen oder sogar Spiele nutzen willst, brauchst du eine dedizierte Grafikkarte mit mindestens 4 GB Speicher. Beachte aber, dass 3D-Beschleunigung in VirtualBox ihre Grenzen hat.
So installierst du VirtualBox
Jetzt wird es praktisch! Die Installation ist wirklich einfach.
Schritt 1: Download
Geh auf virtualbox.org und lade die Version für dein Betriebssystem herunter. Für Windows wählst du „Windows hosts“, für macOS „macOS / Intel hosts“ oder „macOS / Apple Silicon hosts“ (je nach deinem Mac), für Linux die passende Distribution.
Schritt 2: Installation unter Windows
Starte die heruntergeladene exe-Datei. Der Installationsassistent führt dich durch den Prozess. Bei den Optionen kannst du meistens alles bei den Standardeinstellungen belassen. Wichtig: Während der Installation wird kurz deine Netzwerkverbindung unterbrochen. Achte also darauf, dass du gerade keine wichtigen Downloads oder Online-Arbeiten offen hast.
Während der Installation werden Netzwerktreiber installiert. Windows wird dich fragen, ob du der Software vertraust. Bestätige das mit „Installieren“.
Schritt 3: Extension Pack installieren
Das ist wichtig! Geh noch mal auf die VirtualBox-Webseite und lade das „Oracle VM VirtualBox Extension Pack“ für deine Version herunter. Dieses Pack enthält wichtige Zusatzfunktionen wie USB 2.0/3.0-Unterstützung, Fernzugriff und Festplattenverschlüsselung.
Das Extension Pack installierst du, indem du die heruntergeladene Datei einfach doppelklickst. VirtualBox öffnet sich und fragt, ob du das Pack installieren willst. Bestätige das und akzeptiere die Lizenzbedingungen.
Schritt 4: Erste Einstellungen
Starte VirtualBox. Die Oberfläche erscheint automatisch auf Deutsch. Klicke auf „Datei“ und dann auf „Einstellungen“. Hier kannst du grundlegende Dinge festlegen:
Allgemein: Hier legst du den Standardordner für deine virtuellen Maschinen fest. Wenn du eine SSD hast, wähle einen Ordner darauf.
Update: Aktiviere „Nach Updates suchen“, damit VirtualBox dich automatisch über neue Versionen informiert. Die tägliche Überprüfung ist empfehlenswert.
Eingabe: Hier findest du die Host-Taste, standardmäßig die rechte Strg-Taste. Diese Taste ist wichtig, denn damit „befreist“ du Maus und Tastatur aus der virtuellen Maschine.
Eine virtuelle Maschine erstellen
So, jetzt erstellen wir deine erste VM!
Schritt 1: Neue VM anlegen
Klicke in VirtualBox auf den blauen „Neu“-Button. Ein Assistent öffnet sich.
Gib deiner VM einen Namen, zum Beispiel „Windows 10 Test“ oder „Ubuntu Desktop“. VirtualBox erkennt automatisch anhand des Namens, welches Betriebssystem du installieren willst, und stellt Typ und Version entsprechend ein. Du kannst das aber auch manuell anpassen.
Schritt 2: Speicher zuweisen
Im nächsten Schritt legst du fest, wie viel RAM die VM bekommen soll. VirtualBox schlägt einen Wert vor, der meist vernünftig ist. Für Windows 10/11 solltest du mindestens 4 GB geben, besser 6-8 GB wenn du genug RAM hast. Für Linux reichen oft 2-4 GB.
Achte auf den grünen Bereich – dort bist du auf der sicheren Seite.
Schritt 3: Festplatte erstellen
Wähle „Festplatte erzeugen“ und klicke auf „Erzeugen“. Als Festplattentyp wählst du „VDI (VirtualBox Disk Image)“ – das ist das native Format von VirtualBox.
Bei der Speicherart wählst du „dynamisch alloziert“. Das ist platzsparender, wie oben erklärt.
Jetzt legst du die Größe fest. Für Windows empfehle ich 50 GB, für Linux 20-30 GB. Mach dir keine Sorgen, der Platz wird ja nur bei Bedarf belegt.
Schritt 4: Betriebssystem installieren
Jetzt hast du eine leere VM. Die braucht noch ein Betriebssystem. Dafür benötigst du eine ISO-Datei – das ist ein Abbild einer Installations-DVD.
Für Windows kannst du das Media Creation Tool von Microsoft nutzen, um eine ISO zu erstellen. Für Linux lädst du die ISO direkt von der Webseite der Distribution herunter, zum Beispiel ubuntu.com.
Markiere deine VM in VirtualBox und klicke auf „Ändern“. Geh zu „Massenspeicher“ und klicke auf „Leer“ unter „Controller: IDE“. Rechts siehst du ein kleines CD-Symbol. Klick darauf und wähle „Datei für optisches Medium auswählen“. Navigiere zu deiner ISO-Datei und wähle sie aus.
Jetzt kannst du die VM starten. Klicke auf den grünen „Starten“-Pfeil. Die VM bootet von der ISO und der normale Installationsassistent des Betriebssystems startet. Installiere das System ganz normal, wie du es auf einem echten Computer tun würdest.
Die wichtigsten Einstellungen für optimale Performance
Nach der Installation gibt es ein paar Dinge, die du anpassen solltest für bessere Leistung.
CPU-Kerne zuweisen
Geh in die Einstellungen deiner VM (sie muss ausgeschaltet sein) und klicke auf „System“ und dann „Prozessor“. Hier kannst du mehrere CPU-Kerne zuweisen. Die Faustregel: Maximal die Hälfte deiner verfügbaren Kerne. Bei einem 6-Kern-Prozessor also maximal 3 Kerne für die VM.
Grafikspeicher erhöhen
Unter „Anzeige“ findest du den Grafikspeicher. Standardmäßig sind das oft nur 16 MB, was zu wenig ist. Stelle den Regler auf 128 MB oder mehr. Aktiviere auch die 3D-Beschleunigung, falls verfügbar.
Gasterweiterungen installieren
Das ist super wichtig! Die Gasterweiterungen (Guest Additions) sind Treiber und Tools, die die VM viel besser mit dem Host integrieren. Sie bringen:
- Automatische Anpassung der Bildschirmauflösung
- Bessere Mausintegration
- Gemeinsame Zwischenablage (Copy & Paste zwischen Host und VM)
- Gemeinsame Ordner
- Deutlich bessere Grafik-Performance
Um sie zu installieren, starte die VM. Wenn das Betriebssystem läuft, klicke im VirtualBox-Menü auf „Geräte“ und dann „Gasterweiterungen einlegen“. In der VM erscheint dann ein virtuelles CD-Laufwerk mit dem Installationsprogramm. Führe es aus und starte die VM neu.
Gemeinsame Ordner einrichten
Eine der praktischsten Funktionen: Du kannst Ordner zwischen Host und VM teilen.
Geh in die Einstellungen der VM zu „Gemeinsame Ordner“. Klicke auf das kleine Ordner-Plus-Symbol. Wähle einen Ordner auf deinem Host-System aus, gib ihm einen Namen (zum Beispiel „Austausch“) und aktiviere „Automatisch einbinden“ und „Permanent“.
Nach einem Neustart der VM findest du den Ordner:
- Unter Windows: Im Netzwerk unter „\VBOXSVR\Austausch“
- Unter Linux: In /media/sf_Austausch
So kannst du super einfach Dateien hin und her kopieren.
Snapshots: Deine Zeitmaschine
Eine geniale Funktion von VirtualBox sind Snapshots. Das sind sozusagen Speicherpunkte deiner VM. Du kannst jederzeit zu einem Snapshot zurückkehren.
Das ist unglaublich praktisch! Bevor du zum Beispiel ein großes Update installierst oder etwas riskantes ausprobierst, machst du einen Snapshot. Geht was schief, stellst du den alten Zustand einfach wieder her.
Um einen Snapshot zu erstellen, öffne die VM (kann auch laufen) und klick im Menü auf „Sicherungspunkt“ und dann „Sicherungspunkt erstellen“. Gib ihm einen Namen wie „Vor Windows-Update“ und speichere.
Zum Wiederherstellen klickst du rechts oben auf die drei Striche bei deiner VM, wählst „Sicherungspunkte“ aus der Liste und klickst mit rechts auf einen Snapshot. Dann wählst du „Wiederherstellen“.
Netzwerk-Modi verstehen
VirtualBox bietet verschiedene Netzwerk-Modi. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich einfach:
NAT (Standard): Die VM teilt sich die Internetverbindung des Hosts. Sie kann ins Internet, aber von außen ist sie nicht erreichbar. Für die meisten Zwecke perfekt.
Netzwerkbrücke: Die VM verhält sich wie ein eigenständiger Computer im Netzwerk. Sie bekommt eine eigene IP-Adresse von deinem Router. Ideal, wenn andere Geräte im Netzwerk auf die VM zugreifen sollen, zum Beispiel für einen Webserver.
Host-only: Die VM kann nur mit dem Host kommunizieren, nicht mit dem Internet. Gut für Tests, bei denen du absolute Isolation willst.
Internes Netzwerk: Mehrere VMs können untereinander kommunizieren, aber nicht nach außen. Perfekt zum Erstellen virtueller Netzwerke zum Lernen.
Die Einstellungen findest du unter „Netzwerk“ in den VM-Einstellungen.
USB-Geräte nutzen
Du willst einen USB-Stick oder eine externe Festplatte in der VM nutzen? Kein Problem!
Stecke das Gerät an deinen Computer an. Dann klicke im VirtualBox-Menü der laufenden VM auf „Geräte“ und dann „USB“. Hier siehst du alle angeschlossenen Geräte. Klicke auf das gewünschte Gerät. Es wird jetzt von der VM „gekapert“ und ist dort verfügbar, auf dem Host nicht mehr (bis du es wieder freigibst).
Beachte: Für USB 2.0 und 3.0 brauchst du das Extension Pack!
Sicherheit und Isolation
Eine VM bietet eine gute Isolation, aber sie ist nicht perfekt. Ein paar Dinge solltest du beachten:
Gemeinsame Zwischenablage: Wenn aktiviert, können Daten zwischen Host und VM ausgetauscht werden. Das ist praktisch, aber theoretisch könnten Malware-Daten so aus der VM entkommen.
Gemeinsame Ordner: Ähnliches gilt hier. Wenn du wirklich gefährliche Software testest, deaktiviere diese Funktionen.
Netzwerk: Über das Netzwerk könnte Malware theoretisch andere Systeme angreifen. Für wirklich gefährliche Tests nutze den Host-only- oder internen Netzwerk-Modus.
Für normale Zwecke musst du dir aber keine Sorgen machen. Die Isolation ist für alltägliche Aufgaben mehr als ausreichend.
Lizenzierung: Was kostet VirtualBox?
Hier die gute Nachricht: VirtualBox selbst ist komplett kostenlos und steht unter der GNU General Public License (GPL). Das bedeutet, du kannst es privat und auch kommerziell ohne Kosten nutzen.
Das Extension Pack steht unter der „VirtualBox Personal Use and Evaluation License“ (PUEL). Das bedeutet:
- Privat: Völlig kostenlos
- Bildung und Forschung: Kostenlos
- Kommerziell: Hier wird es etwas komplizierter
Früher war kommerzielle Nutzung erlaubt, solange sie „persönlich“ erfolgte. Seit Version 10 der PUEL (2017) ist kommerzielle Nutzung jedoch ausgeschlossen, es sei denn, du kaufst eine Lizenz bei Oracle.
Für Privatpersonen ist das aber völlig egal – du kannst VirtualBox samt Extension Pack komplett kostenlos nutzen!
Vergleich zu Alternativen
VirtualBox ist nicht die einzige Virtualisierungslösung. Hier die wichtigsten Alternativen:
VMware Workstation Pro: Professionelle Lösung mit teils besserer Performance, aber kostenpflichtig (war früher teuer, seit 2024 gibt es eine kostenlose Version für private Nutzer). Die Oberfläche ist moderner und die 3D-Unterstützung besser.
Hyper-V: In Windows 10/11 Pro und höher eingebaut. Sehr gut in Windows integriert, aber nur auf Windows verfügbar und weniger flexibel als VirtualBox.
KVM/QEMU: Linux-native Lösung mit exzellenter Performance, aber weniger benutzerfreundlich. Eher für fortgeschrittene Nutzer.
Parallels Desktop: Für Mac, speziell für macOS optimiert, aber kostenpflichtig.
Für die meisten Privatnutzer ist VirtualBox die beste Wahl: kostenlos, plattformübergreifend, gut dokumentiert und einfach zu bedienen.
Typische Probleme und Lösungen
Die VM ist sehr langsam
Überprüfe:
- Hast du genug RAM zugewiesen? Mindestens 4 GB für moderne Windows-Systeme
- Sind die Gasterweiterungen installiert?
- Ist Virtualisierung im BIOS aktiviert (Intel VT-x / AMD-V)?
- Läuft die VM auf einer SSD?
64-Bit-Optionen sind ausgegraut
Das bedeutet meist, dass Virtualisierung im BIOS nicht aktiviert ist. Starte deinen Computer neu, geh ins BIOS (meist mit F2, F10 oder Entf beim Start) und aktiviere Intel VT-x oder AMD-V.
Keine Internetverbindung in der VM
Überprüfe die Netzwerkeinstellungen. NAT sollte standardmäßig funktionieren. Stelle sicher, dass „Kabel verbunden“ aktiviert ist.
USB-Geräte werden nicht erkannt
Hast du das Extension Pack installiert? Ohne das funktionieren USB 2.0 und 3.0 nicht. Außerdem muss dein Benutzer unter Linux in der Gruppe „vboxusers“ sein.
Die Maus ist in der VM „gefangen“
Drücke die Host-Taste (standardmäßig rechte Strg-Taste). Nach Installation der Gasterweiterungen passiert das nicht mehr.
Praxis-Beispiele: Was ich selbst damit mache
Lass mich dir ein paar konkrete Beispiele geben, was ich mit VirtualBox mache:
Webseitentest: Ich entwickle Webseiten und teste sie in verschiedenen Browser-Versionen. Dafür habe ich VMs mit verschiedenen Windows-Versionen, in denen alte IE- oder Edge-Versionen laufen.
Linux ausprobieren: Bevor ich auf meinem Laptop auf Linux umgestiegen bin, habe ich monatelang Ubuntu in VirtualBox getestet. So konnte ich mich in Ruhe einarbeiten, ohne Risiko.
Alte Software: Ich habe ein altes Buchhaltungsprogramm, das nur unter Windows 7 läuft. Statt einen alten Computer zu behalten, nutze ich eine Windows-7-VM.
Lernumgebung: Um Netzwerkkonfiguration zu lernen, habe ich mehrere Linux-VMs aufgesetzt und ein virtuelles Netzwerk gebaut. Super zum Experimentieren!
Sicherheitsanalyse: Ich teste manchmal Software aus unsicheren Quellen. Das mache ich ausschließlich in VMs, ohne Netzwerkverbindung.
Tipps und Tricks für Fortgeschrittene
VM klonen statt neu installieren
Du kannst VMs klonen. Rechtsklick auf eine VM, „Klonen“ wählen. So sparst du dir die Neuinstallation, wenn du mehrere ähnliche VMs brauchst.
Exportieren und Importieren
Unter „Datei“ → „Appliance exportieren“ kannst du eine VM als OVA-Datei exportieren. Diese lässt sich auf anderen Computern importieren oder mit Kollegen teilen.
Kommandozeile nutzen
VirtualBox hat auch eine Kommandozeilen-Schnittstelle: VBoxManage. Damit lassen sich VMs automatisieren und skripten. Für fortgeschrittene Nutzer sehr mächtig.
Cloud-Integration
Moderne VirtualBox-Versionen können VMs in die Oracle Cloud exportieren und importieren. Praktisch, wenn du VMs zwischen lokalem Computer und Cloud hin- und herschieben willst.
Ressourcen und Weiterführendes
Wenn du tiefer einsteigen willst, hier ein paar empfehlenswerte Ressourcen:
Offizielle Dokumentation: VirtualBox hat ein ausführliches PDF-Handbuch in englischer Sprache. Das findest du auf virtualbox.org unter „Documentation“.
Forum: Das offizielle VirtualBox-Forum ist sehr aktiv. Dort findest du Antworten auf fast alle Fragen.
YouTube-Tutorials: Es gibt unzählige deutschsprachige Video-Anleitungen zu VirtualBox. Such einfach nach „VirtualBox Tutorial deutsch“.
Reddit: Die Subreddits r/virtualbox und r/virtualization sind gute Anlaufstellen für Fragen und Diskussionen.
Fazit: Virtualisierung für alle!
VirtualBox ist ein fantastisches Tool, das wirklich jeder nutzen kann – nicht nur IT-Profis. Ob du alte Software am Leben erhalten willst, neue Betriebssysteme testen möchtest, eine sichere Experimentier-Umgebung brauchst oder einfach nur mehrere Systeme auf einem Rechner nutzen willst: VirtualBox macht es möglich.
Die Einrichtung ist einfacher als du denkst, die Software ist kostenlos und die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Moderne Computer haben genug Leistung, um problemlos virtuelle Maschinen zu betreiben. Mit 8-16 GB RAM und einem halbwegs aktuellen Prozessor bist du bestens ausgestattet.
Probier es einfach mal aus! Lade VirtualBox herunter, erstelle deine erste VM und installiere ein Linux-System zum Testen. Du wirst überrascht sein, wie einfach es ist. Und wenn du einmal den Dreh raushast, wirst du dich fragen, wie du jemals ohne ausgekommen bist.
Die Welt der Virtualisierung steht dir offen – und das komplett kostenlos. Also, worauf wartest du noch? Viel Spaß beim Virtualisieren!
