Du starrst auf dein Handy, checkst die Wetter-App und siehst… eine ganze Flut von Zahlen, Symbolen und kryptischen Begriffen. 23°C, aber gefühlte 26°C? UV-Index 7? Luftfeuchtigkeit 65%? Was soll das alles bedeuten – und vor allem: Was fängst du damit an?
Keine Sorge, du bist nicht allein. Die meisten von uns nutzen Wetter-Apps täglich, verstehen aber nur die Hälfte der angezeigten Informationen. Dabei steckt in diesen Daten verdammt viel Power, wenn du weißt, wie du sie richtig interpretierst. Also lass uns gemeinsam einen Blick hinter die Kulissen deiner Lieblings-Wetter-App werfen.
Die Klassiker: Temperatur und gefühlte Temperatur

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: der Temperatur. Die angezeigte Gradzahl ist die tatsächlich gemessene Lufttemperatur – simpel, oder? Aber halt, da gibt es noch die „gefühlte Temperatur“ (manchmal auch „RealFeel“ genannt).
Diese gefühlte Temperatur ist Gold wert, wenn du wissen willst, was dich draußen wirklich erwartet. Sie berücksichtigt nämlich Faktoren wie Wind und Luftfeuchtigkeit. Ein windiger Wintertag bei 5°C kann sich anfühlen wie -2°C. Im Sommer macht hohe Luftfeuchtigkeit aus angenehmen 28°C gefühlte 34°C – und genau deshalb schwitzt du in Hamburg manchmal mehr als in Madrid.
Was du damit anfangen kannst: Entscheide dich beim Anziehen immer nach der gefühlten Temperatur, nicht nach der tatsächlichen. Das erspart dir das Frieren im T-Shirt oder Schwitzen in der Winterjacke.
Niederschlagswahrscheinlichkeit: Wetten auf den Regen?
Die Niederschlagswahrscheinlichkeit wird in Prozent angegeben und ist einer der meist missverstandenen Werte überhaupt. 60% Regenwahrscheinlichkeit bedeutet NICHT, dass es 60% des Tages regnet. Es bedeutet, dass unter den aktuellen Wetterbedingungen eine 60%ige Chance besteht, dass es an deinem Standort regnet.
Was du damit anfangen kannst: Ab 50% solltest du einen Schirm dabei haben. Ab 70% würde ich Outdoor-Aktivitäten überdenken. Unter 30%? Du kannst das Risiko eingehen. Besonders nützlich: Viele Apps zeigen dir die Niederschlagsmenge in Millimetern an. Alles unter 2mm ist ein Nieselregen, ab 10mm wird’s ungemütlich.
Das Regenradar: Dein persönlicher Wetter-Detektiv
Das Regenradar ist das Schweizer Taschenmesser unter den Wetter-Features. Es zeigt dir animiert, wo gerade Niederschlag fällt und wohin er sich bewegt. Die meisten bekannten deutschen Wetter-Apps wie WetterOnline, wetter.com und die WarnWetter-App des Deutschen Wetterdienstes bieten mittlerweile ein animiertes Radar.
Was du damit anfangen kannst: Du planst eine Fahrradtour? Schau aufs Radar. Wenn die dunkelblaue Regenwolke in 20 Minuten über deiner Stadt steht, warte besser noch. Das Radar hilft dir auch, Regenpausen zu finden – perfekt für einen Sprint zum Supermarkt zwischen zwei Schauern.
Luftfeuchtigkeit: Der unterschätzte Spielverderber
Die relative Luftfeuchtigkeit wird in Prozent angegeben und zeigt an, wie viel Wasser die Luft gerade speichert. Die meisten Wetter-Apps zeigen die Luftfeuchtigkeit als ergänzende Information zur Temperatur.
Bei 30-50% fühlst du dich wohl. Bei über 70% wird’s schwül und unangenehm, weil dein Schweiß nicht mehr richtig verdunsten kann. Unter 30% trocknen deine Schleimhäute aus – kennst du vielleicht aus Flugzeugen oder im Winter bei trockener Heizungsluft.
Was du damit anfangen kannst: Hohe Luftfeuchtigkeit + hohe Temperatur = Bleib drinnen oder reduziere sportliche Aktivitäten. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit im Winter solltest du viel trinken und eventuell einen Luftbefeuchter nutzen.
UV-Index: Sonnenbrand-Prävention leicht gemacht
Der UV-Index misst die Intensität der UV-Strahlung auf der Erdoberfläche und wird auf einer Skala von 0 bis 11+ gemessen. Je höher der Wert, desto schneller kannst du dir einen Sonnenbrand einfangen.
Die Skala kurz erklärt:
- 0-2: Niedrig – du bist safe
- 3-5: Mäßig – Sonnencreme bei längerem Aufenthalt
- 6-7: Hoch – Sonnenschutz ist Pflicht
- 8-10: Sehr hoch – Schatten suchen, eincremen
- 11+: Extrem – Mittagssonne meiden!
Was du damit anfangen kannst: Bei einem UV-Index von 3-5 sollte der Lichtschutzfaktor mindestens doppelt so hoch sein wie der UV-Index. Also UV-Index 6? Mindestens LSF 30. Gerade im Sommer zeigen dir Apps wie WetterOnline, wetter.com oder die Apple Wetter-App den UV-Index prominent an.
Windgeschwindigkeit und -richtung: Mehr als nur ein Lüftchen
Wind wird meist in Kilometern pro Stunde (km/h), Metern pro Sekunde (m/s) oder Beaufort angezeigt. Moderne Apps zeigen auch die Windrichtung und bei manchen sogar ein eigenes WindRadar.
Hier eine grobe Orientierung:
- 0-20 km/h: Angenehme Brise
- 20-40 km/h: Deutlicher Wind, Haare fliegen
- 40-60 km/h: Starker Wind, Regenschirm wird zum Problem
- Über 60 km/h: Sturmwarnung!
Was du damit anfangen kannst: Radfahrer kennen das: Gegenwind bei 30 km/h macht aus einer entspannten Tour eine Qual. Windrichtung checken hilft bei der Routenplanung. Auch fürs Grillen wichtig – niemand will Rauch im Gesicht.
Luftdruck: Das Wetter von morgen
Der Luftdruck wird in Hektopascal (hPa) oder Millibar (mbar) gemessen. Normalwert liegt bei etwa 1013 hPa. Viele Apps zeigen den Luftdruck als zusätzliche Information direkt auf der Hauptansicht.
Steigender Luftdruck = Hochdruckgebiet = meist schönes Wetter. Fallender Luftdruck = Tiefdruckgebiet = meist schlechtes Wetter mit Regen.
Was du damit anfangen kannst: Du planst ein Event in drei Tagen? Schau dir den Luftdruck-Trend an. Fällt er kontinuierlich, wird’s wahrscheinlich regnerisch. Steigt er, stehen die Chancen auf Sonnenschein gut. Wettersensible Menschen spüren Druckveränderungen oft als Kopfschmerzen – das erklärt dann einiges.
Unwetterwarnungen: Wenn’s ernst wird
Die WarnWetter-App des Deutschen Wetterdienstes zeigt Warnungen vor extremen Wetterereignissen wie Schneestürmen, Hagel und extremer Hitze. Die Warnungen sind farbcodiert – von Gelb (Wetterwarnung) über Orange (Warnung vor markantem Wetter) bis Rot und Violett (Unwetterwarnung bzw. extreme Unwetterwarnung).
Was du damit anfangen kannst: Nimm diese Warnungen ernst! Besonders die Apps vom Deutschen Wetterdienst sind hier präzise und zeigen dir sogar auf Gemeindeebene, wo was droht. Bei roter Warnung solltest du wirklich überlegen, ob die Wanderung heute sein muss.
Pollenflug: Für Allergiker überlebenswichtig
Apps wie WetterOnline bieten eine 7-Tage-Pollenprognose für 14 verschiedene Pollenarten – darunter Gräser, Birke, Erle und Hasel. Die Belastung wird meist in drei Stufen angezeigt: gering, mittel, hoch.
Was du damit anfangen kannst: Als Allergiker checkst du das morgens und entscheidest, ob du deine Medikamente nehmen solltest. Bei hoher Belastung: Fenster geschlossen halten, abends lüften, nach draußen gehen die Haare waschen.
Luftqualität: Unsichtbar, aber wichtig
Der Luftqualitätsindex (AQI) zeigt die Konzentration von Schadstoffen wie Feinstaub und Ozon. Die Skala reicht von gut (grün) über mäßig (gelb/orange) bis ungesund (rot/violett).
Was du damit anfangen kannst: Bei schlechter Luftqualität solltest du auf Sport im Freien verzichten, besonders wenn du Atemwegserkrankungen hast. In Großstädten kann der Unterschied zwischen einem Tag mit AQI 30 und 150 enorm sein.
Sonne und Mond: Timing ist alles
Die meisten Wetter-Apps zeigen Sonnenauf- und -untergangszeiten sowie Mondphasen. Klingt vielleicht nebensächlich, ist aber praktischer als gedacht.
Was du damit anfangen kannst: Fotografen wissen: Die „goldene Stunde“ nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang liefert das beste Licht. Auch für Outdoor-Aktivitäten wichtig – niemand will nach Sonnenuntergang noch auf dem Berg stehen. Und Vollmond? Perfekt für nächtliche Spaziergänge ohne Taschenlampe.
Die Vorhersagequalität: Darauf solltest du achten
Nicht alle Wetter-Apps sind gleich genau. Die Berechnung der Vorhersage erfolgt durch unterschiedliche Berechnungsmodelle wie das amerikanische GFS, das europäische ECMWF oder das deutsche ICON des Deutschen Wetterdienstes.
Apps, die deutsche oder europäische Modelle nutzen, sind für uns in Deutschland meist genauer. Das deutsche ICON-Modell des DWD greift auf ein enges Netz von Wetterstationen zurück und hat eine der akkuratesten Prognosen für Deutschland.
Mein Tipp: Für Deutschland sind WetterOnline, wetter.com und besonders die WarnWetter-App des DWD top. Für kurzfristige Vorhersagen (1-3 Tage) sind die meisten Apps sehr verlässlich. Alles über 7 Tage solltest du mit Vorsicht genießen – je weiter in der Zukunft, desto unsicherer wird’s.
Fazit: Werde zum Wetter-Profi
Wetter-Apps sind wahre Datenschätze, wenn du weißt, wie du sie liest. Die wichtigsten Regeln:
- Gefühlte Temperatur schlägt echte Temperatur beim Anziehen
- Regenradar ist dein bester Freund für spontane Outdoor-Pläne
- UV-Index unterschätzen = Sonnenbrand garantiert
- Luftfeuchtigkeit erklärt, warum 25°C sich manchmal schlimmer anfühlen als 30°C
- Unwetterwarnungen ernst nehmen – der DWD weiß, was er tut
Mit diesem Wissen bist du nicht mehr das Opfer überraschender Wetterumschwünge, sondern kannst proaktiv planen. Ob Grillparty, Fahrradtour oder einfach nur die Frage „Brauche ich heute einen Schirm?“ – deine Wetter-App hat die Antworten. Du musst nur wissen, wo du hinschauen sollst.
