Wenn du beim Kauf neuer Haushaltsgeräte unterwegs bist, kennst du das Dilemma: Soll es der klassische Staubsauger sein oder doch lieber der Saugroboter mit Wischfunktion? Ein einfacher Backofen oder gleich das Kombigerät mit Mikrowelle und Dampfgarer? Die Versuchung ist groß, sich für das Alleskönner-Modell zu entscheiden. Aber sind diese multifunktionalen Geräte wirklich so praktisch, wie die Werbung verspricht? Oder bezahlst du am Ende nur drauf, ohne echten Mehrwert zu bekommen?
Lass uns gemeinsam einen ehrlichen Blick auf die Welt der Kombigeräte werfen. Ich zeige dir, wo sich die Investition lohnt und wo du besser zweimal überlegst.
Der Reiz des Alleskönners – warum wir uns zu Multifunktionsgeräten hingezogen fühlen
Es klingt einfach verlockend: Ein Gerät kaufen, mehrere Funktionen nutzen. Weniger Platz verbrauchen, weniger Kabel verlegen, weniger Geräte warten. Besonders in kleinen Wohnungen scheint die Lösung auf der Hand zu liegen. Und mal ehrlich, wer träumt nicht davon, morgens nur einen Knopf zu drücken und der Roboter übernimmt sowohl das Saugen als auch das Wischen?
Die Hersteller wissen genau, wie sie diese Sehnsüchte ansprechen müssen. Mit Begriffen wie „All-in-One“, „3-in-1“ oder „Multitalent“ suggerieren sie, dass du mit einem einzigen Kauf alle Probleme löst. Doch wie bei so vielen Dingen im Leben gilt auch hier: Nicht alles, was glänzt, ist Gold.
Saugroboter mit Wischfunktion – der Klassiker unter den Kombigeräten
Beginnen wir mit einem der beliebtesten Beispiele: dem Saugroboter mit integrierter Wischfunktion. Diese Geräte sind in den letzten Jahren regelrecht durch die Decke gegangen. Die Idee klingt fantastisch – der kleine Helfer saugt nicht nur die Krümel auf, sondern wischt gleich noch feucht durch. Kein lästiges Hantieren mit Eimer und Wischmop mehr.
Die Realität sieht allerdings differenzierter aus. Aktuelle Tests zeigen, dass diese Geräte Staub, Krümel und leicht angetrockneten Schmutz zuverlässig bewältigen können, bei hartnäckigen Flecken, Ecken und Fugen jedoch gelegentlich an ihre Grenzen stoßen. Das bedeutet konkret: Für die alltägliche Grundreinigung sind sie hervorragend geeignet. Wenn aber mal etwas Marmelade auf den Boden gekleckert ist oder Fettspritzer vom Kochen in den Fugen kleben, kommst du um den guten alten Wischmopp nicht herum.
Die Stiftung Warentest kürte in ihrer Ausgabe 01/2025 den Ecovacs Deebot T30 Pro Omni zum besten Saugroboter mit Wischfunktion, der mit exzellenter Schmutzaufnahme, zuverlässigem Wischen und hohen Sicherheitsstandards überzeugte. Solche Spitzenmodelle zeigen, was technisch möglich ist – allerdings hat diese Qualität auch ihren Preis.
Was dich die Kombi wirklich kostet – Anschaffung und Folgekosten
Beim Thema Preis wird es interessant. Ein einfacher Saugroboter ohne Wischfunktion ist bereits ab etwa 200 Euro zu haben. Willst du zusätzlich die Wischfunktion, musst du deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die Preisspanne reicht von rund 200 Euro bis 1.500 Euro, wobei die guten Modelle mit zuverlässiger Wischfunktion eher im oberen Preissegment angesiedelt sind.
Doch die Anschaffungskosten sind nur die halbe Miete. Was viele beim Kauf unterschätzen, sind die laufenden Kosten. Die Folgekosten für Verschleißteile wie Bürsten und Filter können bei manchen Modellen über 100 Euro pro Jahr betragen. Das ist nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, dass beim reinen Saugroboter diese Kosten deutlich niedriger ausfallen würden.
Die Stromkosten halten sich dagegen in Grenzen. Für einen Saugroboter mit Wischfunktion, der häufig im Einsatz ist, solltest du mit etwa zwei bis fünf Euro Akkukosten pro Jahr rechnen. Das ist also kein Kostentreiber.
Interessant wird die Rechnung, wenn du die Verschleißteile genauer betrachtest. Bei Saug-Wisch-Robotern brauchst du nicht nur die üblichen Filter und Bürsten, sondern auch regelmäßig neue Wischpads, eventuell spezielles Reinigungsmittel für die Wischstation und bei manchen Modellen sogar Reinigungsmittelkartuschen. Diese zusätzlichen Verbrauchsmaterialien summieren sich über die Jahre.
Waschtrockner – der platzsparende Energiefresser
Ein weiteres beliebtes Kombigerät ist der Waschtrockner, also eine Waschmaschine mit integriertem Trockner. Gerade in kleinen Wohnungen, wo weder Platz für einen separaten Trockner noch für einen Wäscheständer ist, scheint dieses Gerät die perfekte Lösung zu sein.
Aber Vorsicht: Die Verbraucherzentrale bezeichnet Waschtrockner als platzsparende Stromfresser, die energietechnisch nicht empfehlenswert sind und nur für kleinste Wohnungen gedacht sind, in denen weder Platz für einen Trockner noch für einen Wäscheständer vorhanden ist.
Das Problem liegt in der Physik: Ein Kombigerät muss Kompromisse eingehen. Kombigeräte verbrauchen mehr Strom als Waschmaschine und Trockner separat, und ein Waschtrockner kann weniger Wäsche auf einmal trocknen. Konkret bedeutet das: Wenn du sieben Kilogramm Wäsche gewaschen hast, kannst du oft nur vier oder fünf Kilogramm davon auch trocknen. Du musst also entweder die Wäsche aufteilen oder einen zweiten Durchgang starten.
Rechne dir das mal durch: Wenn du zweimal trocknen musst, verbrauchst du nicht nur mehr Energie, sondern auch mehr Zeit. Der vermeintliche Komfortgewinn verpufft dann ziemlich schnell. Für Singles oder Paare in winzigen Apartments kann ein Waschtrockner trotzdem Sinn machen – wenn dir bewusst ist, dass du für die Platzersparnis mit höheren Stromkosten bezahlst.
Kombigeräte in der Küche – wenn der Backofen zur Multifunktionszentrale wird
Die Küche ist ein wahres Eldorado für multifunktionale Geräte. Backofen mit Mikrowelle, Dampfgarer mit Backofen, oder gleich die Dreifach-Kombi aus Backofen, Mikrowelle und Dampfgarer – die Auswahl ist riesig.
Diese Geräte haben durchaus ihre Berechtigung. Sie sparen tatsächlich wertvollen Platz in der Küche, den du anderweitig nutzen kannst. Hersteller versprechen eine Zeitersparnis beim Zubereiten von Speisen von bis zu 50 Prozent durch die Kombination der Funktionsweisen. Du kannst beispielsweise gleichzeitig dampfgaren und backen oder mit Dampfstößen arbeiten, während du backst. Das erweitert deine kulinarischen Möglichkeiten tatsächlich.
Allerdings gibt es auch hier Schattenseiten. Kombigeräte haben eine kompliziertere Bedienung, die mehr Einarbeitung erfordert, sind teurer als einfache Einzelgeräte und können leichte Funktionseinschränkungen aufweisen. Was bedeutet das praktisch? Du brauchst länger, um alle Funktionen zu verstehen. Die Bedienungsanleitung wird dein Begleiter sein – zumindest am Anfang. Und wenn etwas kaputtgeht, wird die Reparatur komplexer und teurer.
Ein weiterer Punkt: Die einzelnen Funktionen sind oft nicht ganz so leistungsstark wie bei Spezialgeräten. Eine Mikrowelle in einem Kombigerät hat vielleicht weniger Leistung als ein Stand-alone-Modell. Der Dampfgarer dampft vielleicht nicht ganz so intensiv wie ein reiner Dampfgarer. Für die meisten Anwendungen reicht das völlig aus, aber Perfektionisten könnten hier enttäuscht werden.
Multifunktions-Küchenmaschinen – die kleinen Alleskönner
Ein etwas anderes Beispiel sind Multifunktions-Küchenmaschinen wie der Thermomix oder seine zahlreichen Konkurrenten. Diese Geräte können rühren, kneten, zerkleinern, dampfgaren, kochen und teilweise sogar wiegen.
Der große Vorteil: Du sparst dir das Geld für unzählige Einzelgeräte wie einen Entsafter, Zerkleinerer oder diverse Mixgeräte. Wenn du eine kleine Küche hast und gerne kochst, kann so eine Maschine tatsächlich ein Segen sein. Du hast weniger Geräte herumstehen, weniger zu reinigen und alles in einer Maschine vereint.
Die Kehrseite der Medaille: Diese Geräte sind nicht gerade günstig. Für Markenmodelle zahlst du schnell vierstellige Beträge. Und auch hier gilt: Die einzelnen Funktionen sind manchmal nicht ganz so perfekt wie bei Spezialgeräten. Ein richtiger Entsafter extrahiert mehr Saft, ein professioneller Mixer mixt feiner, eine richtige Küchenmaschine mit Planetenrührwerk knetet Teig kraftvoller.
Trotzdem: Wenn du tatsächlich alle oder die meisten Funktionen regelmäßig nutzt, kann sich die Anschaffung lohnen. Der entscheidende Punkt ist hier: Nutzt du wirklich alles? Oder verstaubt das teure Gerät nach ein paar Monaten in der Ecke, weil dir das ständige Umstecken von Aufsätzen zu umständlich wird?
Die Crux mit der Komplexität – wenn mehr Funktionen mehr Frust bedeuten
Je mehr Funktionen ein Gerät hat, desto komplexer wird die Bedienung. Das ist eine simple Wahrheit, die oft unterschätzt wird. Ein Saugroboter mit Wischfunktion braucht mehr Pflege als ein reiner Saugroboter. Du musst die Wassertanks füllen und leeren, die Wischpads reinigen oder austauschen, zusätzliche Filter warten. Das kostet Zeit – die Zeit, die du eigentlich durch das Gerät einsparen wolltest.
Bei einem Kombi-Backofen musst du dich durch komplexere Menüs navigieren. Statt einfach die Temperatur einzustellen, wählst du zwischen verschiedenen Modi: Nur Backen? Mit Dampf? Mit Mikrowelle? Mit beidem? Diese Vielfalt kann schnell überfordern, besonders wenn du das Gerät nicht täglich nutzt.
Hinzu kommt: Je komplexer ein Gerät, desto mehr kann kaputtgehen. Wenn bei einem Kombigerät eine Funktion ausfällt, steht im schlimmsten Fall das ganze Gerät still. Oder die Reparatur wird so teuer, dass sie sich kaum lohnt. Bei zwei separaten Geräten hast du zumindest noch ein funktionierendes, wenn das andere defekt ist.
Wann sich der Aufpreis wirklich lohnt – die Entscheidungshilfe
Nach all den Informationen fragst du dich jetzt wahrscheinlich: Okay, aber was soll ich nun kaufen? Hier kommt meine persönliche Entscheidungshilfe für dich.
Multifunktionale Geräte lohnen sich, wenn:
Du hast wirklich wenig Platz und jeder Quadratzentimeter zählt. In einer Einzimmerwohnung oder einem Tiny House kann ein Kombigerät die einzige sinnvolle Option sein.
Du nutzt alle oder die meisten Funktionen regelmäßig. Ein Saugroboter mit Wischfunktion macht Sinn, wenn du tatsächlich zwei bis drei Mal pro Woche wischen lässt. Für jemanden, der ohnehin nur alle zwei Wochen wischt, ist die Extra-Funktion rausgeschmissenes Geld.
Du bist bereit, dich mit der Technik auseinanderzusetzen. Wenn du Spaß daran hast, neue Funktionen zu entdecken und Zeit in die Einarbeitung investierst, wirst du mehr aus dem Gerät herausholen.
Die Folgekosten passen in dein Budget. Rechne realistisch durch, was dich Verbrauchsmaterialien und Wartung kosten werden. Wenn du damit leben kannst, spricht nichts dagegen.
Separate Geräte sind die bessere Wahl, wenn:
Du die Maximalleistung in jedem Bereich willst. Spezialgeräte sind in ihrer jeweiligen Funktion meist überlegen.
Du Wert auf einfache Bedienung legst. Weniger Funktionen bedeuten weniger Fehlerquellen und eine intuitivere Nutzung.
Dir Flexibilität wichtig ist. Mit zwei separaten Geräten kannst du beide gleichzeitig nutzen. Beim Kombigerät geht immer nur eine Funktion zur Zeit.
Du langfristig Geld sparen willst. Auch wenn die Anschaffung zweier Geräte teurer sein kann, sind die Gesamtkosten über die Lebensdauer oft niedriger.
Die Umweltfrage – was ist nachhaltiger?
Ein Aspekt, der oft übersehen wird: Wie steht es um die Nachhaltigkeit? Auf den ersten Blick scheint ein multifunktionales Gerät ökologischer zu sein – weniger Geräte bedeuten weniger Ressourcenverbrauch bei der Herstellung, oder?
So einfach ist es leider nicht. Wenn ein Kombigerät kaputtgeht, wird oft das gesamte Gerät ersetzt, auch wenn nur eine Funktion defekt ist. Bei separaten Geräten kannst du gezielt das kaputte Gerät ersetzen und das andere weiterverwenden. Das spart Ressourcen und Geld.
Zudem haben spezialisierte Geräte oft eine längere Lebensdauer, weil sie weniger komplex sind. Ein einfacher Saugroboter kann durchaus acht bis zehn Jahre halten, wenn du ihn gut pflegst. Bei einem Kombigerät mit Wischfunktion ist die Lebenserwartung oft kürzer, einfach weil mehr Komponenten verschleißen.
Der höhere Stromverbrauch von Kombigeräten wie Waschtrocknern schlägt sich auch in der Umweltbilanz nieder. Über zehn Jahre gerechnet kann das einen erheblichen Unterschied machen.
Mein persönliches Fazit – die goldene Mitte finden

Nach all diesen Überlegungen komme ich zu folgendem Schluss: Multifunktionale Geräte sind weder die Heilsbringer, als die sie oft beworben werden, noch sind sie grundsätzlich schlecht. Es kommt – wie so oft – auf deine individuelle Situation an.
Wenn du in einer kleinen Wohnung lebst und wirklich jeden Zentimeter Platz brauchst, können Kombigeräte eine echte Erleichterung sein. Achte dann aber darauf, dass du ein Qualitätsprodukt kaufst, bei dem die einzelnen Funktionen auch wirklich gut umgesetzt sind. Billige Kombigeräte, die keine Funktion richtig beherrschen, sind rausgeworfenes Geld.
Hast du dagegen ausreichend Platz und legst Wert auf beste Leistung in jedem Bereich, sind spezialisierte Einzelgeräte meist die bessere Wahl. Sie sind in der Regel langlebiger, leichter zu bedienen und im Gesamtpaket oft günstiger.
Meine Empfehlung: Überlege dir vor dem Kauf ganz konkret, wie dein Alltag aussieht. Welche Funktionen würdest du wirklich nutzen? Wie oft? Bist du bereit, mehr Zeit in Wartung und Pflege zu investieren? Passt dein Budget zu den laufenden Kosten?
Und noch ein Tipp: Lies Nutzerbewertungen, aber konzentriere dich auf die nach mehreren Monaten Nutzung. Die ersten begeisterten Rezensionen nach zwei Wochen sagen wenig darüber aus, wie sich das Gerät im Langzeittest schlägt.
Am Ende gilt: Das beste Gerät ist das, welches zu deinem Leben passt – nicht das mit den meisten Funktionen auf dem Datenblatt. Manchmal ist weniger tatsächlich mehr. Und manchmal ist ein Alleskönner genau das, was du brauchst. Du musst nur ehrlich zu dir selbst sein, was du wirklich brauchst und nutzen wirst.
