Vielleicht bist du schon mal in einen leeren Flur gegangen, der plötzlich wie eine endlose Passage ins Nirgendwo wirkt, oder du hast ein verlassenes Schwimmbad gesehen, das ohne Menschen irgendwie mystisch und unheimlich aussieht. Solche Orte nennt man „liminale Orte“ oder „liminal places“. Der Begriff „liminal“ kommt vom lateinischen Wort limen, was „Schwelle“ bedeutet. Diese Schwellenräume sind weder hier noch dort – sie existieren irgendwie „dazwischen“ und entziehen sich unserer Vorstellung von festen Orten.

Aber warum haben sie auf uns so eine starke, oft unheimliche Wirkung? In diesem Beitrag schauen wir uns an, was es mit diesen mysteriösen Orten auf sich hat und warum sie sowohl in der Kunst als auch im Alltag eine so große Anziehungskraft ausüben.


Was macht Liminal Places aus?

Leeres Schwimmbad mit Wasser und Bonbonfarbenen Wasserrutschen
Ein leeres Schwimmbad mit Wasserrutschen in Pastellfarben und einer mysteriösen, stillen Atmosphäre.

Liminale Orte sind Übergangsräume, die oft leer oder verlassen wirken und irgendwie außerhalb unserer gewöhnlichen Wahrnehmung stehen. Diese Orte befinden sich in einem Zustand des „Dazwischen“ und sind weder eindeutig bewohnt noch komplett verfallen. Beispiele für solche Orte sind:

  • Leere Büros oder Schulflure am Abend, wenn kein Mensch zu sehen ist
  • Verlassene Schwimmbäder oder Einkaufszentren
  • Bahnhöfe und Haltestellen in ländlichen Gegenden, die kaum noch frequentiert werden
  • Öffentliche Parks oder Spielplätze bei Nebel oder schlechtem Wetter

Solche Orte wecken oft Gefühle der Einsamkeit, Melancholie oder sogar Angst. Sie erinnern uns daran, dass wir nicht immer eine klare Vorstellung von Raum und Zeit haben und manchmal im Unklaren bleiben, was real und was unwirklich ist. Der Anblick eines solchen „Zwischenraums“ verunsichert, weil er bekannte Orte in ein anderes Licht stellt.


Die Psychologie hinter der Faszination für liminale Orte

Warum wirken solche Orte so unheimlich und faszinierend zugleich? Die Psychologie hat ein paar Erklärungen:

  1. Vertraut und fremd zugleich: Liminale Orte erinnern uns an etwas Vertrautes, das aber plötzlich fremd und unnahbar erscheint. Ein leerer Schulflur, den du tagsüber oft siehst, kann abends oder nachts eine ganz andere Wirkung haben.
  2. Zwischen Realität und Fantasie: Liminale Orte lassen Raum für Fantasie und oft auch für Ängste. Sie sind weder hier noch dort, und unser Verstand sucht instinktiv nach einer Erklärung für diese Ungewissheit.
  3. Veränderung und Vergänglichkeit: Diese Orte erinnern uns daran, dass alles vergänglich ist. Ein Schwimmbad ohne Badegäste, ein Bahnhof ohne Züge – solche Orte symbolisieren die Übergänge und Veränderungen in unserem Leben.

Liminal Places in Kunst und Kultur

Liminale Orte sind nicht nur in der Realität faszinierend; sie werden auch häufig in der Kunst, in Filmen und in der Popkultur verwendet, um besondere Stimmungen zu erzeugen. In Filmen wie „The Shining“ oder Serien wie „Stranger Things“ tauchen immer wieder solche mystischen, leeren Räume auf, die eine unheilvolle Atmosphäre schaffen.

Auch in der Fotografie gibt es eine große Szene, die sich auf liminale Orte spezialisiert hat. Diese Bilder wecken oft Gefühle der Einsamkeit oder Melancholie und werden häufig in gedämpften, grauen Farben gehalten, um die surrealistische Stimmung einzufangen.

Beliebte liminale Motive in der Kunst:

  • Verlassene Einkaufszentren: Vor allem in den USA gibt es eine große „Dead Mall“-Bewegung, die alte, verlassene Einkaufszentren dokumentiert.
  • Verlassene Hotels und Ferienanlagen: Diese Orte wirken oft besonders gespenstisch, da sie einmal lebhaft und voller Menschen waren.
  • Leere Schwimmbäder und Vergnügungsparks: Die Stille und Verlassenheit dieser ehemals fröhlichen Orte hat eine düstere Wirkung und wird oft in Filmen als Symbol der Vergänglichkeit eingesetzt.

Die Rolle der „Backrooms“ in der Online-Kultur

Verlassener, dimm beleuchteter Flur mit dunklem Ende
Ein leerer Flur mit flackerndem Licht und abgenutzten Wänden, der in die Dunkelheit führt.

Ein besonders bekanntes Beispiel für liminale Orte in der modernen Online-Kultur sind die sogenannten „Backrooms“. Diese entstehen meist durch Fehlermeldungen in Spielen oder werden in Fotomanipulationen erschaffen und zeigen endlose, sterile Räume, die nicht enden wollen. Die Idee dahinter ist, dass es in unserem Universum versteckte, endlose Räume gibt, die niemand erreichen kann – außer versehentlich.

In Foren wie Reddit gibt es eigene Communities, die Fotos und Geschichten rund um solche „Backrooms“ teilen. Sie sind eine Art digitale Variante der liminalen Orte und symbolisieren die Angst vor dem Verlorensein und die endlose Suche nach einem Ausgang. Diese Communitys haben sogar eigene urbane Legenden und Geschichten, die zeigen, wie faszinierend das Konzept eines „Zwischenraums“ ist.


Warum zieht es uns zu diesen Orten?

Vielleicht fragst du dich jetzt, warum uns liminale Orte trotz ihrer melancholischen und oft unheimlichen Stimmung so stark anziehen. Tatsächlich gibt es verschiedene Theorien dazu, warum Menschen diese „Zwischenwelten“ faszinierend finden:

  • Flucht aus dem Alltag: Liminale Orte bieten uns eine Pause vom hektischen Alltag. Sie wirken wie ein Portal in eine andere, ruhigere Welt, wo die Zeit langsamer oder gar nicht vergeht.
  • Selbstreflexion: In der Einsamkeit solcher Orte fällt es uns oft leichter, über uns selbst nachzudenken und den Lärm des Alltags hinter uns zu lassen.
  • Grenzerfahrungen: Diese Orte bieten eine Art kontrolliertes Abenteuer. Man kann sich selbst in eine unbekannte Welt hineinversetzen und ein wenig Nervenkitzel erleben, ohne sich dabei wirklich in Gefahr zu begeben.

Fazit: Liminal Places als Sehnsuchtsorte

Liminale Orte sind mehr als nur leere Flure oder verlassene Schwimmbäder. Sie sind Orte, die unser Innerstes ansprechen und uns daran erinnern, dass es jenseits der sichtbaren Realität eine Welt der Übergänge und des Unbekannten gibt. Diese Zwischenräume faszinieren uns, weil sie uns die Möglichkeit geben, für einen Moment in eine andere, zeitlose Welt einzutauchen.

Vielleicht ist das der wahre Grund, warum liminale Orte uns anziehen: Sie öffnen die Tür zu einer anderen Realität und lassen uns einen Blick auf das werfen, was jenseits unserer Vorstellungskraft liegt.

Johanna

Ich bin Johanna, leidenschaftliche Technologie-Enthusiastin und Autorin bei "Addis Techblog". Mein besonderer Fokus liegt auf Innovationen und den neuesten Entwicklungen in der Tech-Welt. Es begeistert mich, komplexe Themen verständlich und zugänglich zu machen, damit meine Leser bestens über die dynamische Welt der Technologie informiert sind. In meiner Freizeit experimentiere ich gerne mit neuen Gadgets und Software, um immer am Puls der Zeit zu bleiben.