In den meisten Ländern ist gutes Benehmen und auch die Etikette von enorm hoher Bedeutung. Wobei sich gerade die Etikette von Land zu Land deutlich unterscheiden kann. Besonders deutlich wird dies in Ländern wie Japan. Ein Land in welchem enorm viel Wert auf die korrekte Einhaltung von Umgangsformen gelegt wird. Zwar wird bei einem Nicht-Japaner wohlwollend darüber hinweg gesehen, wenn man nicht alle Regeln 100%ig einhält, schließlich weiß man es als Ausländer ja nicht besser. Aber grundsätzlich ist es nicht verkehrt, die Regeln zu kennen. Was im geschäftlichen Bereich umso mehr gilt, wenn man einem erfolgreichen Abschluss in Japan nicht unnötige Steine in den Weg legen möchte.
Exemplarisch kann hier schon der Umgang mit Visitenkarten genannt werden. Hierzulande sind Visitenkarten, wie man sie bei viaprinto.de erhält gerade im geschäftlichen Bereich noch immer nicht wegzudenken. Sie können ähnlich wie Flyer oder Handzettel durchaus als Teil der Marketings betrachtet werden. In der Regel übergibt man sie am Ende eines Gespräches nach dem Motto: „Falls noch etwas sein sollte, hier ist meine Nummer“ oder man verteilt die kleinen Kärtchen wirklich wie eine Art Flyer als reine Marketing Aktion. So liegen bei meiner Lieblingstankstelle öfters mal stapelweise Visitenkarten diverser Handwerker oder Dienstleister zum mitnehmen aus. Dementsprechend enthält eine Visitenkarte hier neben Namen und Funktion, in erster Linie Kontaktinformationen. Hierzu zählt mindestens die Anschrift, die Telefonnummer und eine Emailadresse.
Der Stellenwert der Meishi
In Japan genießen Visitenkarten, hier Meishi genannt, einen vollkommen anderen Stellenwert. Allein die Übergabe einer Visitenkarte wirkt fast andächtig nahezu ehrfürchtig. Wer in Japan im geschäftlichen Bereich an dieser Stelle etwas falsch macht, wirkt auf sein Gegenüber schnell extrem respektlos. Im Extremfall kann ein potentieller Vertragsabschluss hier schon gescheitert sein.
Grundsätzlich ist es nämlich schon mal so, dass der Ranghöhere zuerst dem Rangniederen seine Visitenkarte anbietet. Wer ranghöher ist und wer niedriger ist, ist in Japan allerdings eine Sache für sich. Im Zweifel ist immer der Ältere der Ranghöhere. Umgekehrt bedeutet dies aber auch, sollte der Ranghöhere keine Visitenkarte anbieten wollen, findet überhaupt kein Austausch der Karten statt.
Übergeben wird die Karte dann, wie erwähnt, sehr ehrfürchtig. Und zwar wird die Karte immer mit beiden Händen zwischen Zeigefinger und Daumen inklusive einer leichten Verbeugung übergeben. Entgegengenommen wird die Visitenkarte auf die gleiche Art und Weise. Mit beiden Händen und mit einer leichten Verbeugung.
Eine Frage der Höflichkeit
Im Anschluss bietet sich für den Europäer eine gute Gelegenheit ein großes Fettnäpfchen zu treffen. Denn wer nun die empfangene Visitenkarte einfach einsteckt, womöglich einfach in die Gesäßtasche steckt, hat so ziemlich alles falsch gemacht, was man in diesem Moment falsch machen kann. Vor allem hat er sein Gegenüber auf die Art wirklich extrem beleidigt.
Richtig wäre, die Visitenkarte nach dem Empfang definitiv aufmerksam und interessiert durchzulesen. Hier sollte man sich durchaus einen Moment Zeit nehmen und hiermit seinen Respekt zollen. Danach steckt man die Karte nicht ein, sondern legt sie im Sichtbereich beiseite. Nun ist der Moment gekommen, an dem der Rangniedere seine Visitenkarte übergeben darf. Aber auch hier gilt zu beachten, dass man die Visitenkarte keinesfalls, wie man es in Deutschland häufig sieht, aus der Geldbörse gezückt wird und dann eine leicht „verbogene“ Karte übergeben wird. Vielmehr nutzt man in Japan immer spezielle Visitenkarten-Etuis, in welchen man sein Karten sauber lagert.
Der Grund warum man in Japan so viel Wert auf Visitenkarten legt und diese auch nach der Übergabe nicht einfach weg steckt, ist eigentlich ganz einfach. Man möchte den korrekt geschriebenen Namen seines Gegenübers vor sich haben, um ihn jederzeit korrekt aussprechen zu können. Also wieder einfach eine Frage der Höflichkeit.
Und was steht drauf?
Interessant ist dann auch, welche Informationen sich auf japanischen Meishis finden lassen. In Deutschland ist es zum Beispiel üblich, möglichst seine kompletten Titel und Funktionen auf eine Visitenkarte zu schreiben. So will man -was hier auch durchaus akzeptiert wird- Eindruck schinden. „Karl Meier – International Implementation Specialist“ – das klingt auf der Visitenkarte beeindruckend und irgendwie wichtig.
In Japan ist es umgekehrt. Je mehr Informationen auf der Karte stehen, desto unwichtiger ist die Person. Umgekehrt gilt dann natürlich, je weniger drauf steht, desto wichtiger. Die Logik dahinter ist einfach: Wenn man schon erklären muss, wer jemand ist, kann er einfach nicht wichtig sein. Eine wichtige Person kennt man einfach. Da muss nichts mehr erklärt werden. Ja, Japan legt sehr viel Wert auf Hierarchien. Und beim Umgang mit Visitenkarten merkt man das irgendwie sehr deutlich.