Eigentlich ist es gar nicht so schwer einen PC zusammen zu bauen. Da das ganze rein auf Komponenten Basis funktioniert, ist es nicht viel anspruchsvoller als etwas mit Lego zu bauen. Übernimmt man den PC Zusammenbau selbst, kann man zum einen viel Geld sparen und zum anderen die Komponenten verbauen, die man wirklich haben will.
Kann man ein paar Schrauben eindrehen, hat man mit dem PC Zusammenbau in der Regel auch keine Probleme. Aber trotzdem lauern ein paar Fallstricke über die man dabei nicht stolpern sollte. Denn der ein oder andere Fallstrick kann auch den vorzeitigen Tod einer oder mehrer Hardware Komponenten bedeuten.
Darum hier mal ein paar ganz typische Fehler, die man beim Zusammenbau der PC Hardware unbedingt vermeiden muss. Dabei geht es hier nicht darum, welche Komponenten (CPU, Mainboard mit passendem Sockel und so weiter) zusammenpassen. Das ist ein Thema für sich.
Elektrostatische Entladung – der Feind beim PC Zusammenbau
Schlurft man über den Teppich oder trägt man einen Kunstfaser Pullover, dann kann dies zum Feind jedes elektronischen Bauteils führen: Der elektrostatischen Entladung. Packt man so geladen eine Komponente des zukünftigen PC an, kann es passieren, dass man dem Teil durch die Entladung Schaden zufügt. Im schlimmsten Fall ist die Komponenten (z.B. ein RAM Modul) dann schon vor dem Einbau defekt.
Idealerweise trägt man bei der Arbeit ein Antistatik Armband. Diese schützt die Bauteile vor Entladungen. Wenn man kein solches Bändchen besitzt, hilft es vorher mal an die Heizung zu packen und Kontaktstellen (z.B. die Kontakte der RAM Module oder der Grafikkarte) nicht zu berühren
Die Sache mit der ATX Blende bzw dem I/O Shield
Jedem Mainboard liegt eine sogenannte ATX Blende (oder auf Englisch: I/O Shield) bei. Diese Blende sitzt hinten im Gehäus und rahmt quasi die verschiedenen Anschlüsse (USB, LAN, Audio usw) eines Mainboards ein. Da sich das Layout dieser Anschlüsse von Mainboard zu Mainboard unterscheiden können, muss halt in das Gehäuse eine jeweils passende ATX Blende eingesetzt werden.
ATX Blende nur aus optischen Gründen?
Nun passiert es häufig, dass diese Blende beim Zusammenbau schlicht vergessen wird einzusetzen (es soll auch Menschen geben, die bewusst darauf verzichten). Und da man nicht wieder das Mainboard heraus nehmen möchte, denn nur so lässt sich die ATX Blende einsetzen, lässt man sie einfach weg. Man klammert sich dabei an den Irrglaube, dass der Einsatz einer ATX Blende lediglich optische Gründe hätte oder allein vor Staub schützen sollte.
Doch weit gefehlt. Lässt man die ATX Blende weg, riskiert man sogar Hardwareschäden. Die eigentliche Aufgabe der ATX Blende besteht darin das Gehäuse vor elektromagnetischer Strahlung abzuschirmen. Und zum anderen schützt es vor Potentialunterschieden bzw elektrostatischen Entladungen zwischen einem anzuschließenden Gerät und dem PC. Kann dies bei fehlender ATX Blende nicht abgeleitet werden, kann das das Mainboard schädigen. Warum das genau so ist, habe ich etwas ausführlicher in diesem Artikel zum I/O Shield erklärt.
Das Mainboard beim PC Zusammenbau ohne Abstandhalter einbauen
Das Mainboard muss natürlich im Gehäuse verschraubt werden. Dazu besitzt es an verschiedenen Stellen Bohrungen durch die man entsprechende Schrauben durchführen kann. Der Fallstrick, welcher hier lauert, ist dass man das Mainboard direkt auf den Mainboard Träger des Gehäuses schraubt. In dem Fall würden die unzähligen Kontakte und Lötstellen auf der Rückseite des Mainboards auf dem Metall des Gehäuses direkt aufliegen. Die Folge wäre ein kapitaler Kurzschluss, der mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das Ende des Mainboards bedeutet.
Standoff immer setzen
Damit das nicht passiert, muss man zuerst Abstandshalter bzw Standoffs setzen. Diese werden in die entsprechenden Bohrungen des Gehäuse Mainboard Trägers eingeschraubt und zwar so positioniert, dass sie deckungsgleich den Bohrungen im Mainboard sitzen.
Glücklicherweise ist es so, dass bei einem neuen Gehäuse die Standoffs schon passend für ein ATX Mainboard eingeschraubt sind. So war es zumindest bei meinem Silent Base 601 so. Beim BeQuiet! Silent Base 800 war es sogar so, dass die Standoffs gar nicht notwendig waren, weil das Gehäuse integrierte Abstandshalter besitzt.
Prozessor mit Gewalt in den Sockel setzen
Ein sehr beliebter Fehler ist es auch, den Prozessor mit Druck in seinen Sockel einzusetzen. Denn sofern die CPU richtig positioniert ist (dazu finden sich an der CPU und am Sockel entsprechende Makierungen), rutscht die CPU eigentlich von ganz alleine in den Sockel und muss mit dem Spannhebel nur noch arretiert werden.
Ist die CPU nicht richtig positioniert, passt sie auch nicht in den Sockel und rutscht dementsprechend auch nicht von selbst rein. Versucht man jetzt mit Druck die CPU in den Sockel zu pressen, erreicht man eigentlich nur, dass sich die Kontakte auf der Unterseite der CPU verbiegen. Und das bedeutet in den meisten Fällen gleichzeitig das Ende des teuren Prozessors.
Beachtet man also die Markierungen an CPU und Sockel, ist das Einsetzen des Prozessors also eigentlich keine große Kunst.
Keine oder zuviel Wärmeleitpaste
Sitzt die CPU richtig am Platz, muss diese natürlich zukünftig auch richtig gekühlt werden. Dazu nutzt man natürlich einen entsprechenden Kühler (unabhängig davon ob es ein Luft- oder Wasserkühler sein soll).
Damit die Wärmeübertragung von der CPU auf den Kühler (und damit die Ableitung der Hitze) richtig funktioniert, benötigt man zwischen den beiden Komponenten eine Schicht Wärmeleitpaste. Hier sollte also schon mal nicht der Fehler begangen werden, diese schlicht zu vergessen.
Allerdings sollte man auch auf keinen Fall zu viel Wärmeleitpaste auf die CPU auftragen. Denn der Sinn der Paste ist nur Unebenheiten auf CPU und Kühlfläche auszugleichen. Warum das so ist, habe ich in diesem Artikel über Wärmeleitpaste schon mal genauer beschrieben. Trägt man zuviel Paste auf verschlechtert sich zum einen die Kühleistung und zum anderen quillt überschüssige Wärmeleitpaste zwischen CPU und Kühler hervor. Letzters führt dazu, dass die Paste auf Mainboard oder sogar in den Sockel läuft. Und das ist eine riesen Sauerei.
Schutzfolie des CPU Kühlers nicht entfernt
Ein sehr beliebter Fehler ist übrigens auch die Schutzfolie auf der Kontaktfläche des CPU Kühlers nicht zu entfernen. Die Folie, welche Kratzer auf der Kühlerkontaktfläche verhindern soll, fällt nicht immer sofort ins Auge. Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass diese schlicht übersehen wird. Diese muss natürlich entfernt werden. Würde sie drauf bleiben, würde das unweigerlich zu deutlich zu hohen Temperaturen der CPU führen.
CPU Kühler zu fest angezogen
Eigentlich ist ein hoher Anpressdruck des Kühlers auf der CPU für die Wärmeabfuhr durchaus von Vorteil. Aber auch hier gilt: Zuviel des Guten ist schädlich. Ein zu hoher Anpressdruck kann bei einigen Prozessoren durchaus dazu führen, dass RAM Kanäle ausfallen. Und hin und wieder kann es auch passieren, dass der Monitor gleich ganz schwarz bleibt.
Man sollte es beim Festschrauben des Kühlers also auf keinen Fall übertreiben. Zum Glück gibt es auch Montagesysteme, die den Anpressdruck begrenzen.
Ausrichtung der Lüfter beim PC Zusammenbau
Kauft man ein neues Gehäuse, bei welchem die Lüfter schon vorinstalliert sind, braucht man sich über diesen Punkt natürlich zunächst keine Gedanken machen. Andernfalls habe ich zum Thema richtige Kühlung und Anordnug der Lüfter des Computers ja schon mal etwas geschrieben.
In welche Richtig bläst ein Lüfter eigentllich?
Möchte oder muss man selbst noch den einen oder anderen Lüfter einbauen, stellt sich für viele allerdings ganz oft die Frage: In welche Richtig bläst der Lüfter eigentllich?
Die Antwort ist eigentlich einfach. Meistens befindet sich auf dem Lüfter ein Pfeil, der die Richtung anzeigt. Ansonsten erkennt man es auch an den Streben der Motoraufhängung. Lüfter blasen nämlich immer in die Richtung auf der sich die Streben befinden.
RAM beim PC Zusammenbau nicht richtig einsetzen
Aus eigener Erfahrung kann ich wirklich sagen, ein nicht korrekt eingesetzter RAM Riegel ist der Fehler schlechthin. Das hat normalerweise zum Glück auch keine dauerhaften Folgen. Normalerweise startet der PC bei nicht richtig sitzendem RAM gar nicht erst oder es wird zu wenig Speicher erkennt (sofern mindestens ein Riegel richtig sitzt)
Grundsätzlich passen RAM Riegel nur in einer Richtung in den RAM Slot. Hierfür sorgt eine Einkerbung im Riegel und die passende „Nase“ im Slot. Diese Einkerbung ist nicht mittig. Das bedeuetet, dass der RAM Riegel auch nur in einer Richtung in den Sockel passt. Beim Einsetzen des Riegels muss man also eigentlich nur darauf achten, dass Kerbe und Nase übereinander liegen. Und dann gilt es den Riegel mit leichter Kraft (aber nicht mit Gewalt) in den Slot zu drücken. Und zwar soweit, dass die vor dem Einsetzen geöffneten Haltebügel an den Seiten des Slots im Riegel einrasten. Nur wenn das geschieht, sitzt der Riegel richtig im Slot. Will der RAM Riegel nicht einrasten, dann auf keinen Fall versuchen dies mit Gewalt zu erreichen. Einfach den Riegel noch mal herausnehmen, drehen und es dann noch mal versuchen.
Nicht angeschlossene Kabel
Jup…und die Fehlerquelle Nummer 1 sind ganz sicher nicht angeschlossene Kabel. Das fängt bei PCIe Stromsteckern an der Grafikkarte an, geht über SATA Kabel bis hin zum Kaltgerätekabel. Hier gilt es einfach gründlich zu arbeiten. Zum Glück kann hier aber außer einer nervigen Fehlersuche nicht viel passieren.
Achtet man beim PC Zusammenbau auf die paar Punkte, steigt die Chance am Ende einen funktionierenden PC zu haben doch sehr deutlich.
Damit hast du die wichtigsten Punkte gut zusammen gefasst. Sehr guter Artikel
Habe mit 15 Jahren meinen ersten PC zusammengebaut, finde mich total in dem Artikel wieder. 😀 Oh, man. Da kommen Erinnerungen hoch. Hatte vergessen einige Kabel anzustecken – man wundert sich dann vielen Stunden wieso die Kiste nicht laufen will. 😛 Vielen Dank jedenfalls für den Beitrag.