Anfang des Jahres hat es im Bereich der künstlichen Intelligenz einen gigantischen Schritt nach vorne gegeben: Der schlaue Computer Libratus hat es geschafft, vier professionelle Pokerspieler im Poker zu schlagen. Bereits zuvor hat es ähnliche Duelle zwischen Mensch und Maschine gegeben, so haben es Computer bereits geschafft, Weltmeister in den Brettspielen Schach und Go zu schlagen. Poker bringt diesen Meilenstein aufgrund der erhöhten Komplexität jedoch auf das nächste Level. Hier hatte erst 2015 die Maschine gegen den Menschen noch verloren. Keiner hätte es zuvor gedacht, doch ist die künstliche Intelligenz inzwischen ein besserer Pokerspieler als der Mensch?
Ende Januar dieses Jahres hat in Amerika ein Pokerduell der anderen Art stattgefunden. 20 Tage lang missten sich vier der weltweit besten Pokerspieler mit dem von Professor Tuomas Sandholm und seinem Promotionsstudenten Noam Brown entwickelten Computer namens Libratus im sogenannten Heads-Up no-limit Texas Hold‘em Poker. Über Tage und viele Stunden saßen sich Mensch und Computer in Eins-gegen-eins-Duellen gegenüber, bis es zu einem Ergebnis kam, das selbst der Entwickler des Computers kaum erwartet hatte: Libratus holte sich den Sieg. Bereits wenige Wochen später ereignete sich ein ähnliches Duell, in dem der Bot namens DeepStack des kanadischen Entwicklers Michael Bowling gegen elf professionelle Pokerspieler in Eins-gegen-eins-Duellen antrat und ein ähnliches Ergebnis erzielte: Die künstliche Intelligenz gewann deutlich mehr Runden, als seine menschlichen Gegner.
Mit dem zweimaligen Sieg eines Computers gegen menschliche Spieler im Poker wird ein neuer Meilenstein in Sachen künstliche Intelligenz gesetzt. Bereits im Jahr 1997 schaffte es ein Computer von IBM den damaligen Weltmeister im Schach zu schlagen. Im vergangenen Jahr fand zudem ein Duell im asiatischen Brettspiel Go statt. Trotz der erheblich höheren Anzahl an Möglichkeiten im Spiel, hat es hier ein von Google entwickelter Computer geschafft, den Profi-Go-Spieler zu schlagen. Während im Schach und Go jedoch alle Steine und möglichen Züge bekannt sind und somit alle Informationen zu jeder Zeit beiden Spielern zugänglich sind, beinhaltet Poker versteckte Informationen und Elemente der Ungewissheit und des Zufalls. Menschen nutzen für Situationen mit unvollständiger Information ihre Intuition und Erfahrung, um Schlüsse zu ziehen. Und genau hier liegt der Grund, warum der Sieg des Bots so fortschrittlich ist. So waren auch Softwareentwickler Guy Sela und Pro-Pokerspieler Stas ‚Stasia42‘ Tishkevich, Entwickler einer KI-basierten Lernsoftware für Poker, davon überzeugt, dass ein Computer nicht besser Poker spiele als ein Mensch, da dieser meist für jede Situation nur eine Lösung sehe, dies beim Pokern aber aufgrund der verschiedenen Gegner und der fehlenden Informationen nicht immer gewinnbringend sei.
Die Spieler im Poker kennen die Karten des Gegners nicht, zudem spielt der Zufall eine maßgebliche Rolle, da man nicht weiß, welche Karten auf den Tisch gelegt werden. Dies macht es für die künstliche Intelligenz besonders kompliziert, die Situation zu analysieren und zu einem Entschluss zu kommen. Im Spielverlauf achten menschliche Spieler daher u.a. darauf, wann andere Spieler wie ihre Einsätze wählen, um Rückschlüsse auf die Hand zu ziehen und einen Bluff vorauszuahnen, und schätzen mithilfe dieser Faktoren und ihrer Erfahrungen ihre Gewinnchancen ein. Die Bots Libratus und DeepStack zeigten hier, dass offensichtlich auch Roboter eine derartige Intuition besitzen können. Der Computer lernt beim Spielen stets dazu, kann eigenständig Lösungen auf einzelne Situationen finden und kann sogar selbst ‚bluffen‘, wie es im Poker Gang und Gebe ist. Anhand des Spielverhaltens lässt sich somit kaum noch zwischen einem Menschen und einer künstlichen Intelligenz unterscheiden.
Das Duell Mensch gegen künstliche Intelligenz ist bereits seit längerer Zeit ein immer spannendes Thema, das sicher auch in Zukunft weiter die IT-Industrie beschäftigen wird. In bereits drei verschiedenen Spielen, die für ihre komplexen Verläufe bekannt sind, wurden professionelle menschliche Spieler vom Computer besiegt, im Poker allein in diesem Jahr sogar schon zweimal. Ob nun die künstliche Intelligenz der bessere Pokerspieler ist, lässt sich wohl so allgemein nicht sagen. Es bleibt aber spannend die Entwicklung in diesem Gebiet weiter zu beobachten.
Das witzige und auch leicht absurde ist, dass wir Menschen uns immer noch freuen, wenn eine KI knapp oder mit leichtem Vorsprung gegen einen Menschen gewinnt. Das Problem ist nur, dass eine selbstlernende, sich selbst verbessernde KI exponentiell mit der Zeit besser wird und zu allem Uebel auch noch Tag und Nacht Simulationen durchrechnen kann. Auf Basis dieser Simulationen wird die KI dann noch besser. All das, während wir schlafen oder essen. Sobald die KI uns einmal also ueberholt hat, wird sie kurz im Anschluss daran so unendlich viel besser als wir, dass es keine Möglichkeit mehr des aufholens gibt. 🙂