Die Arbeitswelt wird immer digitaler. Und trotzdem weigert sich ein kleines Etwas seit Jahren Erfolgreich diese digitale Welt zu verlassen. Sie ist quasi ein analoger Widerstandskämpfer: Die Visitenkarte! Trotz WhatsApp, trotz Skype, trotz Xing, LinkedIn , trotz all diesen digitalen Errungenschaften, die das Vernetzen und die Kommunikation von Geschäftspartnern so einfach machen, wie noch nie, lebt sie weiter. Aber warum?
Der Wert einer Visitenkarte erschließt sich in dem Moment, wenn man zum ersten Mal auf einen neuen Geschäftkontakt trifft. Gewöhnlich wird hier die Visitenkarte möglichst früh im Gespräch dem Gegenüber überreicht. Auf die Art und Weise sieht der Gesprächspartner sofort wer ich bin und auch welche Position bzw welche Aufgabe ich habe. Somit ermögliche ich es ihm, dass er mich zuordnen kann. Interessanterweise kann der Gesprächspartner sich so auch meinen Namen besser merken und zwar aus dem einfachen Grund, dass er ihn geschrieben gesehen hat.
Der Wohlfühlfaktor
Die Visitenkarte dient also definitiv als gedruckter, erster Eindruck. Sie ist quasi der Türöffner zum Networking. Das liegt auch daran, dass wir alle greifbare Gegenstände instinktiv mehr schätzen. Und so drückt eine Karte eben auch einen gewissen Wert aus. Hinzu kommt der „Wohlfühlfaktor“. Dieser ist laut einer Studie der Uni Mainz beim Lesen auf Papier einfach höher als beim Lesen auf einem Display.
Auf die Spitze getrieben wird die Sache mit den Visitenkarten übrigens im asiatischen Raum. Hat man es zum Beispiel mit chinesischen oder japanischen Geschäftspartnern zu tun, sollte man immer Visitenkarten dabei haben. Denn hier ist es absolut üblich, noch bevor irgendwas passiert, zunächst einmal die kleinen Kärtchen untereinander auszutauschen. Quasi als gegenseitiges Vorstellen.
Ausdruck des eigenen Egos
Bei Japanern, bei denen bekanntlich viele Teile des täglichen Lebens nahezu ritualisiert ablaufen, sollte man zudem tunlichst darauf achten, eine Visitenkarte nach Erhalt eingehend zu betrachten. Ansonsten kann es sein, dass sich der japanische Geschäftspartner durchaus gekränkt fühlt. Ganz so dramatisch ist es in der westlichen Welt zwar nicht, aber auch hier ist eine Visitenkarte durchaus auch ein Stück Ausdruck des eigenen Egos, welches man auch entsprechend gewürdigt wissen möchte.
Allerdings sollte die Karte dann auch natürlich hochwertig und seriös produziert werden. Denn auch eine Visitenkarte lässt Rückschlüsse auf die eigene Arbeitsweise zu. Eine Visitenkarte, die man irgendwie mit Microsoft Paint „zusammengebastelt“ hat und auf der möglicherweise auf der Rückseite noch Werbung des Copyshops um die Ecke steht, vermittelt auch einen Eindruck. Und der ist ganz sicher nicht gut.
Die Visitenkarte ist die erste Arbeitsprobe
Das grundlegende Design einer Visitenkarte ist natürlich branchenabhängig. Ein Banker möchte natürlich vor allem durch Seriösität glänzen und wird sicher einer Karte in schlichtem schwarz-weiß den Vorzug geben. Wohingegen ein Werbetexter oder Fotograf wahrscheinlich eine andere Botschaft mit der Karte vermitteln möchte und wohl in Form, Farbe und Design der Karte durch Kreativität auffallen möchte. Im Prinzip ist eine Visitenkarte also, ganz gleich ob Fotograf oder Banker, die erste „Arbeitsprobe“, die man seinem Geschäftspartner übergibt.
Interessanterweise könnte man durch einen QR Code auf der Karte die On- und Offline Welt miteinander verbinden. Ganz theoretisch könnte ein Kontakt so auf dem Smartphone weitere Informationen und Referenzen über seinen neuen Bekannten nachlesen. Allerdings hat sich dies bislang in der Geschäftswelt noch nicht durchgesetzt.Vielleicht liegt es daran, dass man sich anhand der reduzierten Informationen eher ein eigenes Bild der Kompetenzen des Gegenübers machen kann und will. Keine mehrseitigen Referenzen oder tiefer gehende Links. Auf einer Visitenkarte ist weniger ganz offensichtlich mehr.
Ein hochinteressanter Artikel der neue Sichtweise eröffnet.Vielen Dank
Dem kann ich mich nur anschließen, die Leute fragen immer zuerst nach einer Visitenkarte, wenn es um Kontaktaufnahme geht.