Seit Kurzem ist die neue LG G Watch auf dem deutschen Markt erhältlich und kommt zusammen mit dem brandneuen und heiß ersehnten Android Wear (Googles neuem Betriebssystem für Gadgets). Ich kann mich ja durchaus als einen technikbegeisterten Menschen bezeichnen, aber der Trend der Smartwatches ging relativ spurlos an mir vorbei. Diese speziellen Uhren gibt es in anderer Form zwar schon länger auf dem Markt, aber leider waren diese meiner Meinung nach ihrer Zeit schlicht voraus. So verfügten vereinzelte Modelle sogar über eigene Slots für SIM Karten und boten somit tatsächlich alle Funktionen eines Smartphones, aber wirklich sinnvoll war die Nutzung dieser intelligenten Uhren eher nicht. Erschwerend hinzu kam der Fakt, dass die Uhren oftmals schlicht zu sperrig und zu groß waren. Mehr Nach- als Vorteile meiner Meinung nach.
Die LG G Watch verfolgt hier einen anderen Ansatz durch das intelligente Betriebssystem Android Wear. Dennoch musste die Smartwatch, welche für diesen Test von Mobilfun.de zur Verfügung gestellt wurde, erstmal meine ablehnende und kritische Haltung gegenüber derartiger Technik überwinden und ob das gelang wird der Test nun klären.
Los geht’s – Optik und Verarbeitung der LG G Watch
Über das Design der LG G Watch lässt sich sicherlich streiten, aber beim Auspacken erinnerte mich die quadratische Form direkt an die guten alten Casio Uhren mit integriertem Taschenrechner. Das Gehäuse an sich wirkt sehr hochwertig verarbeitet und beim Berühren und beim Betrachten hat man sofort das Gefühl, dass es sich um ein hochwertiges Produkt handelt.
Verbaut wurde hier ein kratzfestes Glas auf der Vorderseite und darunter befinden sich 2 Elemente aus Edelstahl, welche auf der Unterseite von einer hochwertigen Kunststoffschicht abgedeckt werden. Laut LG sind alle verwendeten Materialien hypoallergen und lösen somit keinerlei Allergien aus. Das Gehäuse ist IP-67-zertifiziert. Die LG G Watch ist also staubdicht und kann bis zu 30 Minuten bei 1 Meter Tiefe unter Wasser verbleiben, ohne Schaden zu nehmen. Das ist vor allem im Alltag nützlich, da man ja nicht ständig die Uhr beim Abspülen oder Duschen ausziehen möchte.
Das Armband ist jedoch etwas enttäuschend ausgefallen. Zwar gibt es an der Qualität nichts zu meckern und auch beim Tragen gibt es nichts auszusetzen, aber bei einer rund 200€ teuren Uhr hätte ich mehr erwartet. Die LG G Watch nutzt jedoch den gängigen 22mm Standard – wer möchte, kann das Armband also einfach austauschen.
Tasten oder Slots sucht man vergebens, denn die LG G Watch verfügt über keinen Micro-USB Anschluss oder ähnliches. Direkt nach dem Auspacken suchte ich also erstmal vergebens nach einer Taste zum Einschalten der Uhr. Ist die Smartwatch ausgeschaltet, kann man sie nur aktivieren, indem man sie auf die Ladestation legt. Sehr schön: die Ladestation verfügt über einen Magneten, so dass die Uhr einfach heran gezogen wird und über die 5 Federkontaktstifte auf der Unterseite geladen werden kann. Die Station wird per Mikro-USB Kabel an den PC angeschlossen oder per Adapter direkt an die Steckdose. Ausschalten kann man die LG G Watch übrigens über das Menü.
In Sachen Komfort beim Tragen ist die Smartwatch angenehm und mit rund 63 Gramm Gewicht nicht zu schwer und nicht zu leicht. Jedoch fällt das Gehäuse am Handgelenk einer Frau unter Umständen etwas wuchtig aus. Aber die Ästhetik ist bei dieser Art von Uhren sowieso eher zweitrangig.
Technische Details der LG G Watch
Bei dem kratzfesten Display ist 1,65-Zoll groß und setzt auf die IPS-LCD-Technologie und hat eine Auflösung von 240×240 Pixel. Angezeigte Grafiken wirken sehr scharf und auch die Farben wirken sehr satt – hier gibt es nichts zu meckern. In der Praxis ist das Display stets gut abzulesen. Einzig während des „Dimmed Mode“ Modus bei direktem Sonnenlicht wird es schwieriger die Uhr abzulesen, aber damit kämpft beinahe jedes Display – egal ob Smartwatch oder Smartphone.
Der 400mAh Akku hielt bei mir rund 15-20 Stunden aus, was natürlich je nach Nutzung variiert. Auch das kennt man bereits von Smartphones und muss sich wohl damit abfinden, dass man seine LG G Watch jeden Abend auf die Ladestation legen muss. Leider gibt es hier keine Stromsparfunktion – ist der Akku leer, kann man nicht einmal mehr die Uhrzeit ablesen. Hier wäre eine andere Lösung schön gewesen.
Das Touchdisplay reagiert durch die Bank weg hervorragend. Eingeben werden präzise verarbeitet und dank der potenten Hardware läuft alles flüssig. Unter der Haube der LG G Watch werkelt nämlich ein Snapdragon 400 Prozessor mit 1,2GHz, 512MB RAM und 4GB interner Speicher. Das einbaute Mikrofon hat in der Regel keine Probleme mit den Spracheingaben, selbst bei lauten Hintergrundgeräuschen.
Android Wear in der Praxis
Geht es nach Google, soll Android Wear das Herzstück für sämtliche Gadgets werden. Man verfolgt hier auch einen gänzlich anderen Denkansatz, als es die vorherige „Generation“ der Smartwatches tat. Die meisten dieser Uhren versuchten das Smartphone zu ersetzen, was nicht funktionierte – die Smartphones waren einfach komfortabler zu bedienen. Android Wear ist Ergänzung zum Smartphone; die Uhr wird zum Second Screen und erleichtert das Wiedergeben von Informationen. Deswegen funktioniert die LG G Watch auch nur in Kombination mit einem Android Smartphone. Android Wear ist mit Google Now verknüpft, womit die Uhr auf das selbe „Karten“ System zurück greift. Wetter, Verkehrsinfos, Nachrichten und E-Mails werden auf sogenannten Karten angezeigt.
Die Einrichtung ist denkbar einfach: Zuerst lädt man die Android Wear App im Play Store herunter für sein Handy. Danach koppelt man die Uhr per Bluetooth und schon kann es losgehen. Der Einrichtungs-Assistent ist schnell abgeschlossen und danach folgt eine Einweisung in der Bedienung der Uhr. Zwar ist die Bedienung nur bedingt intuitiv, aber geht nach wenigen Minuten ganz einfach von der Hand.
Per Wischen nach links oder rechts kann man die nächsten Seiten einer Karte anzeigen oder die Karte schließen. Wischt man nach oben oder unten blättert man durch die Karten.
Durch das Wischen nach Links und Rechts schließt man die sogenannten Karten. Dieser Modus wird als „In Use“ Screen bezeichnet und ist der wohl umfangreichste. Neben dem Blättern durch die Karten kann man hier auch durch das Menü navigieren und Einstellungen vornehmen.
Die meiste Zeit des Tages befindet sich die Uhr im „Dimmed Modus“. Hierbei ist das Display lediglich Schwarz / Weiß und zeigt die Uhrzeit und eine Kurzfassung der Information, die auf der zuletzt geöffneten Karte zu sehen ist. Hat man eine Nachricht über Whatsapp erhalten, sieht man auf dem Display den Namen der Person.
Berührt man nun das Display oder dreht die Uhr, als ob man die Uhrzeit vor seinem Gesicht ablesen möchte aktiviert die Uhr den „On Standby“ Screen (die Uhr verfügt über einen 9-Achsen Bewegungssensor). Ab hier kann man das Display mit den Fingern bedienen. Oder man nutzt die Spracheingabe: durch das Kommando „Ok Google“startet man die Befehlseingabe und kann dem Gerät nun sagen, was es tun soll. Anrufe starten, Emails schreiben, Apps starten, das nächste Restaurant suchen und die Navigation starten – alles möglich. Im Test war die Spracherkennung herausragend und erkennt fast jedes Wort problemlos.
Die Bedienung funktioniert gut, auch wenn die fehlenden Tasten eingangs etwas Verunsicherung schaffen. Man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Möchte man zurück in den Dimmed Mode, muss man lediglich die Handfläche auf die halten.
Wie schlägt sich die LG G Watch im Alltag?
Bereits zu Anfang des Berichts habe ich erwähnt, dass ich Smartwatches gegenüber eher skeptisch gegenüber stehe und so sah dann auch meine Reaktion in den ersten Minuten aus. Ich wusste nicht, wofür ich dieses Gerät überhaupt benutzen sollte. Auch mit Google Now hatte ich mich zuvor eigentlich überhaupt nicht beschäftigt. So war die Smartwatch für mich in den ersten Moment erstmal einfach nur eine Uhr, die meine Schritte zählt (Schrittzähler ist vorinstalliert und funktioniert ziemlich gut).
Nach wenigen Minuten fing es dann an, dass ich E-Mails oder Nachrichten in Messengern bekam. Die Smartwatch vibrierte darauf und zeigte mir die Nachricht auf dem Display an. Auf Wunsch konnte ich nun über das Display der Uhr die Nachricht auf meinem Handy öffnen. Daraufhin geht mein Handy nach Aktivieren des Displays direkt zur E-Mail oder Nachricht – das ist praktisch. Praktisch deshalb, weil ich so nicht extra das Handy aus der Hosentasche holen muss um nachzuschauen, warum mein Handy gerade vibriert hat.
Als nächstes habe ich getestet, wie die Navigation funktioniert. Über Google Now habe ich mir einfach mal die nächste Bushaltestation heraussuchen lassen und die Navigation dorthin gestartet. Daraufhin erschienen auf dem Display der LG G Watch nun Anweisungen um zum Ziel zu gelangen. Gerade als Fußgänger ist diese Funktion sehr nützlich. Alternativ kann ich über die Smartwatch auch die MP3 Funktion des Handys bedienen – allerdings nur simple Befehle wie nächstes / vorheriges Lied. Das ist durchaus sehr komfortabel.
Bei Anrufen vibriert die Uhr ebenfalls und zeigt mir den Anruf inkl. der Optionen zum Abnehmen oder Auflegen des Anrufs. Dank Google Now kann ich Anrufe auch über die Uhr starten.
Es gibt einige Beispiele wie diese, die aufzeigen, dass die Smartwatch ein komfortabler Assistent sein kann. Es kommen beinahe täglich neue Apps speziell für Android Wear in den Play Store. Wirkliche Must-Have Apps sind noch nicht dabei, dies kann sich aber schnell ändern.
Fazit LG G Watch
Die LG G Watch ist keine bahnbrechende Revolution, das steht fest. Auch Android Wear ist nicht die große Innovation. Aber es handelt sich dabei um die erste Version dieses neuartigen Systems und Bindeglieds zwischen Smartphone und Smartwatch. Das Grundgerüst überzeugt und man kann davon ausgehen, dass eine Welle an guten Apps demnächst folgen wird. Ich bin mir sehr sicher, dass dieser Trend von Erfolg gekrönt werden wird.
Mich als Skeptiker hat die Uhr an sich ebenfalls überzeugt und sich als nützlich erwiesen. Aber ich bin mir sicher, dass ein derartiges Gadget polarisieren wird. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er ein derartiges Gerät als nützlich empfindet oder nicht. Einen großen „Aha-Effekt“ sollte man jedoch nicht erwarten, man kennt ähnliches ja bereits von den Smartphones.
Aber die LG G Watch ist mehr als nur eine Spielerei. Lässt man sich darauf ein, ist der Assistent am Handgelenk sehr nützlich und bietet viel Komfort.
Mich hat die Uhr an sich überzeugt, aber ob der Preis von rund 200€ es Wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei der LG G Watch handelt es sich um ein hochwertiges und durchdachtes Produkt.
4 Antworten
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