Man mag viele Gründe haben anonym im Web unterwegs sein zu wollen. Vielleicht möchte man nicht, dass NSA un Co erkennen welche Webseiten man ansurft. Vielleicht hat man Angst vor Abmahnungen, weil man sich im Halbschatten von Filesharing Netzwerken bewegt. Vielleicht hat man auch nur einfach ein gesteigertes Interesse die eigene Privatspähre zu schützen. Die Liste der Gründe lässt sich beliebig erweitern. Surft man ohne weiter Maßnahmen, hinterlässt man bekannterweise eine ganze Reihe Spuren im Netz. Die eigene IP Adresse verschleiern wäre ein Schritt in Richtung anonymes Surfen.
Netzwerk Kommunikation ist keine Einbahnstraße
Das grobe Prinzip jeder IP basierten Kommunikation im Web ist, dass ein Client (ein Computer) eine Anfrage an einen Server* stellt (oft einfach eine Webseite). Damit die angefragte Webseite nun auch auf dem anfragenden Computer angezeigt wird, muss der Client natürlich eine IP Adresse „hinterlassen“. Sonst kämen die Daten der Webseite nicht beim anfragenden Client an. Und schwupps, schon hat man eine bedeutsame Spur hinterlassen. Ermittlungsbehörden könnten nun herausfinden, wer hinter dieser IP Adresse steckt (Privatpersonen können dies in der Regel nicht, liebe Datenschützer)
Um nun zu erreichen, dass die eigene IP Adresse verschleiert wird, wird eine zusätzliche Station zwischengeschaltet. Diese ersetzt die IP Adresse des anfragenden Clients durch eine eigene und fragt stellvertretend den eigentlich Zielserver an. Somit erscheint die eigene IP Adresse nicht in den Logs des Servers. Zumindest ist dies das grobe Prinzip. Gebräuchlich für dieses Vorgehen sind der Einsatz von Proxys, VPNs oder Proxy-Kaskaden.
Sehr verbreitet: der Einsatz von Proxy Servern
Der Einsatz von Proxy Servern um eine IP Adresse zu verschleiern, ist die wohl einfachste Möglichkeit. Zwar ist dies nicht unbedingt der eigentliche Zweck eines Proxys. Aber ok! Um diese Möglichkeit zu nutzen, wird im Lieblings-Browser einfach in den entsprechenden Einstellungen die Adresse eines Proxy im Web eingetragen. Der Browser sendet beim surfen dann die entsprechenden Anfragen an den Proxy. Dieser ruft die dementsprechende Webseite auf und leitet sie an den Surfer weiter. Der Proxy ist also ein Stellvertreter (Proxy bedeutet übersetzt schliesslich auch Stellvertreter).
Generell ist bei dieser Methode allerdings Vorsicht angebracht. Im Web extistieren eine ganze Reihe an Listen mit derartigen Proxys. Allerdings weiß man nie genau, wer diese Proxys betreibt und oft senden diese die eigentlich zu verschleiernde IP Adresse trotzdem mit. Proxy Server, die es wirklich auf Anonymisierung abgesehen haben, sind meist kostenpflichtig.
Ein zweiter entscheidender Nachteil ist, dass lediglich der Datenverkehr des Browsers über den Proxy läuft. Alle anderen Anwendungen (z.B. Filesharing Clients) lassen ihre Daten mit dieser Methode nicht über den Proxy laufen.
Aufwendiger, aber sicherer: VPN
Das Thema VPN (virtuelles privates Netzwerk) ist ein durchaus komplexes Thema. Oft dienen VPN´s auch nicht der Anonysierung, sondern der Abhörsicherheit. Möchte man ein VPN allerdings zum anonymen surfen nutzen bekommt man die Abhörsicherheit gleich „mitgeliefert“
Der VPN Tunnel – das Grundprinzip
Sehr einfach ausgedrückt, richtet man auf seinem Rechner eine virtuelle Netzwerkkarte ein. Diese leitet dann den kompletten Netzwerk Verkehr (was Filesharer freuen könnte) an ein VPN Gateway im Internet weiter. Dieses setzt seine IP Adresse ein und leitet den Datenverkehr durch. Vorteil hierbei ist, dass die Daten verschlüsselt sind. Auf diese Art lässt sich auch relativ sicher über einen öffentlichen WLAN Hotspot surfen.
Windows selbst bringt für die Einrichtung eines VPN alle notwendingen Bordmittel mit. Allerdings erfordert dies schon ein wenig Know How, trotz Windows VPN Assistent.
Deartige VPN Gateways* sind in der Regel kostenplfichtig. Allerdings wird von den Anbietern oft auch gleich eine Software mitgeliefert, die die Einrichtung des VPN übernimmt. Oft kann man auch auswählen, aus welchen Ländern der VPN Gateway anfragen soll. So lassen sich dann auch z.B. YouTube Ländersperren umgehen.
Auskunftspflichten der Gateway Betreiber
Aber mittels eines VPN Anbieters kann die Anonymität auf der Strecke bleiben. Schließlich unterliegen auch diese den jeweiligen Gesetzen des Landes aus dem sie kommen. Unter Umständen müssen sie deshalb, im Zuge der Auskunfsplicht, auch entsprechende Daten an Ermittlungsbehörden weitergeben. Was allerdings unerheblich ist, denn vorrangiges Ziel eines VPN ist die Abhörsicherheit und nicht die Anonymität.
Proxy Kaskaden
Relativ komplex ist der Ablauf bei einer Proxy Kaskade. Hier laufen die Daten über eine große Anzahl an Proxy Servern. Und nur der letzte Proxy Server (Exit Node) tauscht Daten mit einem Webserver aus. Dabei weiß der Exit Node nicht, von welchem Rechner die ursprüngliche Anfrage kam. Auskunftsplichten des Exit Node Betreibers sind somit kein Problem. Er hat einfach keine entsprechenden Daten. Und das ist der große Vorteil einer Proxy Kaskade: Kein beteiligter Node hat vollständige Daten. Nur mit einem enormen Aufwand, den kompletten Datenweg zurück zu verfolgen, könnte die Anonymität aushebeln. Bei einem VPN oder einem einfachen Proxy reicht hierzu ein Gerichtsbeschluss.
Wirklich brauchbare Implentierungen von Proxy Kaskaden sind das TOR Netzwerk und JAP. Allerdings surft man auf diese Art und Weise nicht sonderlich fix.
Wer anonym und dennoch schnell surfen will, muss zahlen
Bleibt festzuhalten, dass alle drei Methoden ihre Vor- und Nachteile haben. Höhrere Anonymität im Kaskaden Netzwerk erkauft man sich mit langsamen Verbindungen. Während brauchbare VPN und Proxy Lösungen meist Geld kosten und je nach Gesetzeslage am Server Standort, Betreiber auskunftsplichtig sein könnten.
Zudem sind die geschilderten Lösungen nur ein Schritt, um anonym zu surfen.
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Danke für die Tipps, nutze hin und wieder auch das TOR Netzwerk und bin damit sehr zufrieden. Klar kann man nicht erwarten, das es super fix ist, aber es reicht allemal und einfache News-Seiten aufzurufen. Für den Rest wie YouTube etc. gehe ich „unverschleiert“ ins Netz. Danke für den interessanten Artikel!
Ich für meinen Teil habe früher auch mal Tor benutzt. Das war mir dann aber wirklich zu langsam. Da ich mich allerdings in der Regel auf normalen Webseiten bewege, habe ich es dann weggelassen. Ich glaube nicht, dass irgendein Geheimdienst seine Zeit sich mit mir verschwendet.
Hallo,
Ich wollte ab sofort Proxys zum surfen verwenden alle die ich gefunden habe sind aber sehr langsam.
Kann mir jemand Proxys mit einer guten Geschwindigkeit empfehlen?
Lea
Ich nutze HMA und bin sehr zufrieden.