Die Ereignisse überschlagen sich. Facebook kauft WhatsApp und löst hierdurch eine riesen Welle aus. Schon fangen erste Datenschützer an zu hyperventilieren und viele WhatsApp nutzer suchen panisch nach einer Alternative zu WhatsApp.
Vor ein paar Tagen jedoch füllte sich meine Facebook Timeline noch mit einem Link zu einem Artikel auf „Der Westen“. In diesem Artikel wird sehr eindrücklich vor den angeblichen Gefahren für die Privatsphäre des Nutzers von WhatsApp gewarnt. Im Grunde wird die App als Super Wanze bezeichnet, die ungefragt Gespräche mitschneidet, Bilder macht und alles auf Whatsapp Server hochlädt. Und das alles ohne, dass der Nutzer es mitbekommt. Angeblich wird so ziemlich alles gesammelt und der Smartphone Nutzer nach Strich und Faden ausspioniert. Ganz ehrlich! Das halte ich für absoluten Quatsch! Und der WhatsApp Kauf durch Facebook ist Grund genug noch einmal genauer auf die angebliche Super Wanze WhatsApp einzugehen.
Die Super Wanze immer dabei?
Zum Thema WhatsApp Super Wanze befragt der Westen einen gewissen, als Experte und EDV-Dozent bezeichneten, Herrn Löffelbein. Dieser Herr Löffelbein kommt zu ein paar ganz erstaunlichen Aussagen über Whatsapp. So sagt er im Interview:
„Die App kann Gespräche und Telefongespräche mitschneiden, sie kann Fotos einsehen, mit dem aktuellen Standort versehen und hochladen“
Das alles würde dann auf amerikanische Server hochgeladen. WhatsApp wäre somit eine Art Super Wanze, die der Nutzer ständig mit sich herum trage. Mit alle Gefahren, die damit einhergehen. Laut dem Interview hätten niederländliche Behörden dieses Verhalten von WhatsApp nachgewiesen. Wie das ganze genau funktionieren soll und um welche niederländische Behörde es sich handeln soll, darüber wird in dem Interview keine Auskunft gegeben.
Warum WhatsApp keine Super Wanze ist
Bei der erwähnten niederländischen Behörde handelt es sich wohl um Datenschützer aus den Niederlanden, diese haben letztes Jahr nichts Neues herausgefunden, sondern „lediglich“ Mängel in Bezug auf den WhatsApp Datenschutz beanstandet. Explizit ging es hierbei darum, dass WhatsApp die auf dem Smartphone gespeicherten Kontakte an WhatsApp Server sendet. Zudem wurde die unzureichende Verschlüsselung der Nachrichten angeprangert. Schlimm genug! Aber davon, dass WhatsApp Gespräche mitschneidet oder einfach mal so Bilder in die USA schickt, ist mit keinem Wort die Rede. Es sei denn, dass eine weitere niederländische Behörde noch etwas anderes herausgefunden hat. Allerdings habe ich hierzu keine einzige Information finden können.
WhatsApp nimmt sich viele Berichtigungen raus
Es ist natürlich eine Tatsache, dass sich WhatsApp vergleichsweise viele Berechtigungen herausnimmt. Allerdings lässt sich aus dieser langen Liste an Berichtigungen nicht unbedingt ableiten, dass WhatApp als Super Wanze funktioniert.
Es ist nun mal so, dass Apps gewisse Berichtigungen brauchen, um funktionieren zu können. Auch wenn diese sich manchmal wirklich dramatisch anhören. Das ist bei WhatsApp nicht anders.
Was die WhatsApp Berechtigungen bedeuten
Und in der Tat ist es so, dass die WhatsApp Berechtigungen in der durchaus großen Funktionaltät der App begründet sind. Natürlich braucht WhatsApp die Berichtigung auf das Mikrofon zuzugreifen. Schließlich soll sie ja Sprachmitteilungen senden können. Ohne Mikro geht das nicht! Und natürlich braucht sie auch die Berechtigung die Kamera zu nutzen. Schließlich kann man direkt aus WhatsApp heraus auch Bilder machen und versenden. Und vor allem muss WhatsApp auf Kontakte zugreifen können. Denn schließlich basiert hierauf das Grundprinzip von WhatsApp. Aber durch all dies wird WhatsApp noch lange nicht zur Super Wanze. Es ist in der Tat so, dass fast alle Berechtigungen „berechtigt“ sind. (In einem der nächsten Artikel werde ich die WhatsApp Berechtigungen mal etwas genauer auseinandernehmen.)
Ob WhatsApp diese ausnutzt, kann man nicht sagen. Wahrscheinlich ist es nicht. Denn hierzu müsste WhatsApp eventuell vorhandene Sicherheitslücken in den Smartphone Betriebsystemen ausnutzen.
Die Logik spricht gegen die WhatsApp Super Wanze
Auch ohne den WhatsApp Datenverkehr genau zu analysieren, lässt sich die Sache mit der Super Wanze widerlegen. Die Gründe die gegen die Super Wanze sprechen:
- Niemand, außer der Westen und Herr Löffelbein kommt zu dem Ergebnis WhatsApp sei eine Super Wanze. (Es sei denn, er beruft sich auf das Löffelbein Interview)
- WhatsApp würde einen enormen Datenverkehr produzieren. Tut es aber nicht. Und das kann jeder auf seinem eigenen Smartphone nachprüfen.
- sowohl Apple, als auch Google überprüfen Apps die in Ihren Stores landen. Das gilt für Top Apps, wie WhatsApp, sicher umso mehr.
- WhatsApp steht unter Beobachtungen von vielen Experten. Spätestens der Chaos Computer Club hätte laut geschrieen, wäre WhatsApp wirklich die geschilderte Super Wanze.
- Die Smartphone Betriebssyteme verhindern in der Regel Schlimmeres
- Die Jungs von WhatsApp könnten kaum risikieren, ihr funktionierendes Geschäftsmodell durch ein deartiges Hackerverhalten zu risikieren.
- Jetzt, da Facebook WhatsApp gekauft hat, steht WhatsApp noch mehr unter Beobachtung
Wie kommt es also zu diesen doch recht dramatischen Aussagen im Interview mit Herrn Löffelbein? Es kann sein, dass er aus den vielen WhatsApp Berechtigungen schlicht und ergreifend die falschen Schlüsse zieht. Es kann auch sein, dass er über Informationen verfügt, die sonst keiner hat. Wer weiß?
Allerdings kann es auch einfach sein, dass irgendein Redakteur, was durchaus in der Branche üblich ist, das Interview so gekürzt und zusammengefasst hat, dass am Ende vielleicht sowas bei rauskommt. Ob das Interview dann am Ende einfach nur unglücklich formuliert klingt oder bewusst dramatisch sein soll, sei mal dahingestellt.
Natürlich hat Löffelbein auch Recht damit, dass WhatsApp kein sicheres Kommunikationsmittel ist. Die Verschlüsselung der Nachrichten, gilt als nicht sonderlich gut. Und das Kontakte zu WhatsApp Servern gesendet werden, ist vielen Datenschützern ein Dorn im Auge. Allerdings, wie schon gesagt, das ist halt WhatsApp. Wer den Komfort und den Funktionsumfang dieser App haben will, muss damit leben. Wer es nicht will, kann und sollte zu Alternativen greifen.
Ich für meinen Teil werde WhatsApp weiter nutzen. Auch nachdem Facebook die App gekauft hat. Die Frage ist natürlich durchaus spannend was Facebook daraus am Ende macht. Bisher sieht es eher so aus, als dass erstmal alles so bleibt wie es ist. We will See
Hi,
ich benutzte WP wenn dann eh nur emuliert über den PC aber auch das ist aber jetzt Geschichte.
Egal ob Herr Löffelbein oder irgendwelche Niederländer Geschichten erzählen. Der CCC hat zum Thema NSA gesagt: „Wir waren nicht paranoid genug“.
FB hat über 11 Mrd. für ein paar Codezeilen hingeblättert. Das ist eine Investition die eine Gegenleistung von diesem Wert erwartet.
FB hat jetzt die Rufnummern passend zu den Profilen, hast du überhaupt eine Ahnung wie geil das ist? Die haben durch diesen Deal etliche Millionen FB Accounts verifizieren können und damit den Wert des Netzwerks enorm erhöht. (Fake-Account-Debatte).
Auch die NSA freut sich, zapft ja sowieso an den Servern bzw. hat vielleicht sogar ein wenig Geld beigesteuert. Jetzt hat man alle Daten komprimiert aus einer Hand.
Das Smartphone in der Tasche eines FB/WP Benutzers ist dasselbe wie ein Chip unter Haut.
Was NSA und Co machen, das steht auf einem anderen Blatt. Da dürfte auch das jetzt viel diskutierte Threema nichts entgegen zu setzen haben. Geht man davon aus, dass nur ein Teil dessen stimmt, was die NSA angeblich alles kann, sollte man sein Smartphone ohnehin dauerhaft im Kühlschrank einfrieren.
In dem Artikel ging es allerdings eher um die Behauptungen, die Herr Löffelbein im Interview mit „Dem Westen“ aufstellt.
Zu den Rufnummern passende Profile hatte Facebook schon vorher. Schließlich kann die Facebook App ebenfalls Rufnummern und Kontakte auslesen. Dahingehend bringt WhatsApp keinen sonderlich großen Gewinn. Bis jetzt kann man noch nicht sagen, wie und ob Facebook nutzen wird. Bislang geht es nur darum zu wachsen. Immerhin kann Facebook nun sagen, dass sie 450Mio zusätzliche Nutzer haben, die mit einer zu Facebook gehörenden Anwendung kommunzieren. Dadurch steigt zunächst einmal nur der Wert des Unternehmens Facebook.